Der Meister des Grauens: Thrillerautor Sebastian Fitzek kommt zum Eifel-Literatur-Festival

Bitburg · Zum Finale im Oktober erwartet das Eifel-Literatur-Festival einen der aktuell erfolgreichsten deutschen Schriftsteller: Sebastian Fitzek. Seit 2006 schreibt er Psychothriller, die eine Gesamtauflage von rund sechs Millionen Exemplaren erreicht haben und in 24 Sprachen übersetzt wurden. Sie zeichnen sich durch überbordenden Einfallsreichtum und atemberaubende Hochspannung aus.

 Familienmensch, Humorist, Thrillerautor: Sebastian Fitzek. Foto: FinePic München

Familienmensch, Humorist, Thrillerautor: Sebastian Fitzek. Foto: FinePic München

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Wie Sebastian Fitzek seine Lesung beim Eifel-Literatur-Festival in Bitburg gestalten wird, darf mit Neugier erwartet werden. Nicht nur, dass er mit "Das Paket" ein Buch mitbringt, das erst drei Tage vorher brandneu auf den Markt kommt - er ist auch für seinen Ideenreichtum und seine Experimentierfreude bekannt.Eifel-Literatur-Festival 2016


Beides hat dem gebürtigen Berliner schon vor seiner Autorenlaufbahn gute Dienste geleistet. Nach einem Jurastudium und Promotion im Urheberrecht arbeitete Fitzek zunächst als Unterhaltungschef und Chefredakteur beim Berliner Rundfunk, als selbstständiger Unternehmensberater für Hörfunkunternehmen und Mitglied der Programmdirektion des Senders 104.6 RTL Berlin. Auch kreierte er Konzepte für Produktionsfirmen, die hauptsächlich im ZDF umgesetzt wurden, beispielsweise für "Deutschland - deine Namen" oder eine Prime-Time-Show mit Johannes B. Kerner. Für 104.6 RTL fungiert der 45-Jährige heute noch als Berater. Darüber sagt er: "Die Arbeit im Sender ist so etwas wie ein Anker in der Realität. Hier treffe ich auch die meisten verhaltensauffälligen Menschen, die mich zu Psychothrillern inspirieren."Jeder Thriller ein Bestseller


Psychothriller schreibt er seit 2006, jeder war bislang ein Bestseller. Sein Debüt feierte Sebastian Fitzek mit "Die Therapie". Die Filmrechte dafür waren genauso begehrt wie die für die Folgeromane "Amokspiel" oder "Das Kind". Sein Thriller "Der Seelenbrecher" wurde als Theaterstück aufgeführt.
Alle Bücher Fitzeks haben eins gemeinsam: Szenarien, die einem den Atem stocken lassen, und nervenzerfetzende Spannung, die den Puls hochtreibt.
Wer daraus schließt, der Autor müsse ein in kriminellen Fantasien verhafteter, womöglich menschenfeindlicher Einzelgänger sein, liegt falsch. Er ist verheiratet, Vater einer Tochter und zweier Söhne, engagiert sich als Schirmherr des Vereins "Das frühgeborenen Kind" und lebt in der Straße in Berlin, in der er aufgewachsen ist. Dort arbeitet er im kleinen Wintergarten seines Hauses, denn: "Ich habe festgestellt, dass meine Umgebung umso schöner sein muss, je grausamer die Szene ist, an der ich arbeite". Vom Schreibtisch aus habe er herrlichen Ausblick auf den Teich in seinem Garten: "So kann ich friedlich badende Enten beobachten, wenn ich mich von einem Kapitel losreiße, in dem zum Beispiel gerade eine Frau erstickt."

Woher Sebastian Fitzek seine gruseligen Einfälle nimmt, die die Enten - wüssten sie Bescheid - sicher in die Flucht treiben würden, hat er unserer Mitarbeiterin Anke Emmerling im Kurzinterview verraten:
Sie sind Familienmensch und haben Humor - woher nehmen Sie eigentlich Vorstellungskraft und Einfälle für die Abgründe und grausamen Szenarien Ihrer Krimis?
Sebastian Fitzek: Aus dem Alltag. Nein, nicht falsch verstehen, das heißt nicht, dass um mich herum immer Dinge passieren, die einem Thriller-Szenario entsprechen würden. Aber meine Ideen entstehen aus ganz gewöhnlichen Erlebnissen oder Ereignissen. Zum Beispiel bei "Passagier 23": Da hab ich eine Nachricht in einer Zeitschrift gelesen, dass jährlich Menschen von Kreuzfahrtschiffen verschwinden und dieses Verschwinden nie aufgeklärt wird. Bei "Die Therapie" habe ich in einem Arztwartezimmer gesessen und auf meine Freundin gewartet, und ich habe überlegt, was wäre eigentlich, wenn sie aus dem Sprechzimmer nicht mehr herauskommen würde.
Sie spielen mit Ängsten und finsteren Fantasien, reizen die Vorstellungskraft Ihrer Leser bis zur Ekel- oder Schmerzgrenze aus und sprechen damit ein Millionenpublikum an. Worin, glauben Sie, liegt die Anziehungskraft des von Ihnen in fiktive Geschichten verpackten Bösen (das sicher niemand real erleben will ...)?
Fitzek: Erstens ist die Realität viel schlimmer, als wir Autoren uns das jemals ausdenken oder schreiben könnten. Das habe ich von meinem Freund Michael Tokos gelernt, der Rechtsmediziner ist. Und zweitens glaube ich, dass wir unsere ureigenen Ängste damit verarbeiten, indem wir Horrorfilme sehen oder Thriller lesen.
Sie haben mal gesagt, jede gute Lüge habe einen wahren Kern. Gilt das auch für Ihre Krimis? Wenn ja, welches wäre dann der wahre Kern Ihres im Oktober erscheinenden Buches "Das Paket", das Sie mit zum Eifel-Literatur-Festival bringen?
Fitzek: Auch hier wurde ich durch eine ganz banale Alltagssituation inspiriert. Der Postbote bat mich, ein Paket für einen Nachbarn anzunehmen, was ich natürlich tat. Allerdings kannte ich den Adressaten nicht, was schon etwas ungewöhnlich ist, da ich in einer ganz kleinen Straße wohne, in der ich sogar aufgewachsen bin. Ich meinte also, alle meine Nachbarn zu kennen. Und während ich das Paket auf meinem Küchentisch ablegte, war ich schon in einer Thriller-Geschichte gefangen: Was, wenn das ein gefährliches Paket ist? Wenn ich den Nachbarn lieber gar nicht kennen will? Was, wenn ich mir mit diesem Paket das Grauen in meine eigenen vier Wände geholt habe. So entstand die Grundidee zu "Das Paket".
Für die Veranstaltung konnten noch weitere Tickets bereitgestellt werden. Es gibt sie in der Buchhandlung Hildesheim in Prüm.Extra

Das Paket, Verlag Droemer Knaur, gebunden, 368 Seiten, Erscheinungsdatum 26. Oktober , ISBN 978-3-426-19920-6, Preis 19,90 Euro. aeExtra

Paul Maar, Mittwoch, 7. September, 15 Uhr, Aula St. Matthias-Gymnasium Gerolstein, Uwe Timm, Freitag, 9. September, 10.30 Uhr, Aula St. Matthias-Gymnasium Gerolstein, Schullesung; ebenfalls 9. September, 20 Uhr, Cusanus-Gymnasium Wittlich, öffentliche Lesung, Judith Hermann, Freitag, 23. September, Haus Beda, Bitburg, Pater Anselm Grün, "Versäume nicht dein Leben", Donnerstag, 6. Oktober, Stadthalle Bitburg, Alpenkrimi-Autor Jörg Maurer, Freitag, 14. Oktober, Forum, Daun, Bettina Tietjen, "Mein Vater, die Demenz und ich", Freitag, 21. Oktober, Karolingerhalle, Prüm, Thrillerautor Sebastian Fitzek, Samstag, 29. Oktober, Stadthalle Bitburg. Die Lesungen beginnen, wenn nicht anders angegeben, um 20 Uhr. red Karten: TV-Service-Center Trier, Hotline 0651/7199-996, www.volksfreund.de/tickets

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