Der Mittelpunkt fehlt

Was ist nur mit den Trierer Sinfoniekonzerten los? Da bemühen sich Generalmusikdirektor István Dénes und neuerdings auch Musikdramaturg Peter Larsen um eine unkonventionelle, griffige Konzeption, aber das Profil will sich nicht einstellen.

Auch in der kommenden Saison ähnelt die Zusammenstellung der Werke eher einem Öko-Garten - mit einigen seltenen, interessanten Wildkräutern, aber ohne gärtnerische Konturen. Ideenlos und konventionell ist das Programm für die nächste Spielzeit nicht. Wer Joseph Joachim, die Haydn-nahe Musik von Anton Rejcha, den jungen Strauss, Schönberg und Strawinsky aufs Programm setzt, muss den Vorwurf der Mutlosigkeit nicht fürchten. Und im musikpädagogischen Bereich zeichnet sich unter der neuen Intendanz von Gerhard Weber eine hervorragende Arbeit ab. Die Konturenarmut hat andere Ursachen. In der Ära von Reinhard Petersen, der 1994 nach Cottbus wechselte, hatten die Sinfoniekonzerte ein klar erkennbares Zentrum. Das waren die deutsche klassisch-romantische Epoche von Haydn bis Brahms und das 20. Jahrhundert - Schönberg, Strawinsky, auch Sibelius und Karl Amadeus Hartmann. Alle anderen Werke ließen sich dazu in Beziehung setzen. An solch einem Zentrum fehlt es jetzt. Ungarische Musik, Ausgrabungen aus der Romantik und gelegentliche Ausflüge ins 20. Jahrhundert können den Mittelpunkt nicht ersetzen. Er muss neu gefunden werden. Sonst bleibt auch die verdienstvolle Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Stückwerk.

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