Der ewige Elvis lauert in der Hüfte

TRIER. Helmut Lotti kommt nach Trier: Am 28. August singt der Belgier vor eindrucksvoller historischer Kulisse auf dem Domfreihof.

 Ob im schwarzen Lederanzug oder im Frack: Helmut Lotti macht immer eine gute Figur. TV -Archiv-Foto: Willi Speicher

Ob im schwarzen Lederanzug oder im Frack: Helmut Lotti macht immer eine gute Figur. TV -Archiv-Foto: Willi Speicher

Ein Auftritt von Helmut Lotti unterscheidet sich in vielen Belangen von anderen Konzerten. Während viele Künstler ihre Gäste gerne mal eine halbe Stunde warten lassen, fängt Lotti furchtbar pünktlich an. Genau um 20 Uhr taucht er beim Konzert auf, geht durch die Reihen und begrüßt beim ersten Lied artig alle Zuhörer. Er fängt mit Liedern von Elvis an; "Suspicious Minds", "Heartbreak Hotel", "Love me tender" führen zu sofortigem Fußwippen beim Publikum. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der schwarze Lederanzug, den er trägt, aber der Belgier beruhigt seine Fans mit einer Portion Selbstironie: "Nur keine Sorge, ich ziehe nachher noch etwas anderes an." Lotti ist mehr als ein Elvis-Imitator

Elvis hätte einen solchen Anzug sicherlich nie getragen, aber Lotti ist auch nicht Elvis, darauf legt er Wert: "Ich bin kein Elvis-Imitator." Trotzdem kann er sich nicht von seinem Idol los sagen, immerhin stammte das erste Lied, das Helmut je hörte, vom King: ",C‘mon everybody‘ war das erste Stück, das ich mit fünf Jahren gehört habe. Da habe ich gleich Gänsehaut bekommen." Er bezeichnet seine Lieder als Hommage an Elvis, "wie ein Bild von Elvis, signiert von Helmut Lotti." Genau das will er in seinen Konzerten zeigen. Wenn er Elvis-Lieder singt, gibt er ihnen eine besondere Note, schon allein durch seine höhere, glasklare Stimme. Nichts ist zu hören vom Gemurmel des älteren Elvis. Lotti zelebriert seinen "Tribute to the King" aber nicht nur in selbst verleugnender Demut, sondern auch mit einem heftigen Augenzwinkern. Dabei denkt er immer an seine Fans: Jede Frau, die ihm Blumen bringt, wird mit einem Küsschen bedacht, nie kommt der Eindruck der Pflichtübung auf. Fast schon schüchtern steht der schmale Belgier auf der Bühne. Aber nur bis der nächste Elvis-Song ertönt, dann schwingt er die Hüfte und lässt eine eindeutige Körpersprache zu Wort kommen. Damit erklären sich Beliebtheit und Erfolg von Lotti: Die Zuschauer haben das Gefühl, dass er für sie auf der Bühne steht, dass er froh ist, für sie singen zu dürfen. Im zweiten Teil seines Programms löst sich Lotti von Elvis: südamerikanisch, afrikanisch, klassisch, Popmusik, Gospel - sogar einen Walzer intoniert er. Dabei reicht das Spektrum der Zuschauerreaktion vom sanften Mitwippen der Füße über leichtes Schunkeln bis zur einen oder anderen Träne im Auge. Schon allein damit unterscheidet er sich von Elvis, der sich bis auf einen bedauerlichen Ausrutscher ins deutsche Volksliedgut ja hauptsächlich auf seine englische Muttersprache beschränkt hat. Wenn der Rhythmus seiner Lieder aber schneller wird, dann lugt der Elvis im Belgier immer wieder hervor; da in der Hüfte, wo er swingt und zuckt. Diese Mischung aus exotischen Melodien und zumindest angedeuteter Wildheit ist ein weiterer Grund für seine Popularität - gerade bei Frauen. Aber auch Männer sind in seinem Publikum: "Wir haben mal gezählt: 49 Prozent der Konzertbesucher sind Männer. Ich bin also nicht nur ein Sänger für ältere Frauen", sagt Lotti mit einem Schmunzeln. Bohemian Rhapsody wirkt generationsübergreifend

Er kennt sein Image und spielt auch gerne damit. Obwohl grau die vorherrschende Haarfarbe im Publikum ist, sitzen auch einige jüngere Menschen im Publikum. Mit der "Bohemian Rhapsody" von Queen schafft es Lotti, das Publikum generationsübergreifend zu begeistern, wenn im ersten, langsamen Teil des Liedes die schunkelartigen Seitwärtsbewegungen der älteren Köpfe im zweiten, deutlich lauteren Teil des Liedes, in ruckartige Vorwärtsbewegungen der jungen Köpfe übergehen. Damit legt er den Auftakt zu einem furios-lautstarken Finale und endet - als endgültiger Tribut - mit einem Elvis-Medley. Karten für das vom TV präsentierte Konzert von Helmut Lotti und dem "Golden Symphonic Orchestra" gibt es unter der Hotline 0651/9941188, im "Kartenhaus" (gegenüber Trevirispassage) und allen TV -Pressecentern.

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