"Die Besten sind gerade gut genug"

Prüm . Das siebte Eifel Literatur Festival ist zu Ende. Festival-Organisator Josef Zierden zog im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund ein erstes Fazit.

Zuerst einmal die harten Fakten: Wie viele Besucher kamen in diesem Jahr zum Eifel Literatur Festival, wie viele Autoren lasen, wie hoch war das Budget, wie viele Festival-Orte gab es?Josef Zierden: Es kamen rund 10 000 Besucher (doppelt so viele wie 2004) zu 25 Veranstaltungen mit 23 Autoren. Darin sind drei Schullesungen eingeschlossen. Hochkarätige Autoren sprachen, lasen, diskutierten an 13 Orten in sechs Landkreisen der Eifel, in Rheinland-Pfalz sowie - einmal - in Nordrhein-Westfalen. Das Budget betrug rund 120 000 Euro, andernorts sind das gerade mal die Personalkosten der Hauptamtlichen. Hätten wir der Nachfrage uneingeschränkt Raum geben können, hätten wir locker 13 000 Besucher zählen können. Ist das Eifel Literatur Festival an seinen Grenzen angelangt?Zierden: Nein, was die geografischen Grenzen und die Besucherzahlen angeht. 2008 wird das Festival sogar alle zehn Landkreise der Eifel erreichen. Die Größe der Veranstaltungsräume muss noch besser dem möglichen Besucherandrang angepasst werden. Wobei es immer auch das literarische Kammerspiel in reizvollen kleinen Sälen geben wird. Die personelle Infrastruktur, die wir 2006 bilden konnten, ist sehr belastbar und erweiterungsfähig auch für noch größere Herausforderungen. Die Anzahl der Veranstaltungen ist mit rund 25 optimal. Wir denken nicht in ausufernden Quantitäten. In diesem Jahr kamen viele Prominente. Anselm Grün, Peter Hahne oder Dietrich Grönemeyer sind Publikumsmagneten, über den literarischen Anspruch ihrer Werke lässt sich streiten. Laufen Sie Gefahr, publikumsträchtigen Autoren den Vorrang zu geben vor ernsthaften Literaten?Zierden: Ein beliebter wie oft falscher Vorwurf. Ist, was publikumsträchtig ist, allein deswegen schon unernst: Daniel Kehlmann etwa oder Elke Heidenreich? Ist, was leere Säle beschert, allein deswegen schon ernst und literarisch bedeutsam? Das Festival ist den Lesern verpflichtet in der ganzen Breite und Vielfalt der Leserinteressen. Da haben Peter Rühmkorf, John von Düffel, Margriet de Moor und Ulla Hahn ebenso ihren Platz wie Senta Berger, Eric Emmanuel Schmitt, Jacques Berndorf oder Corinne Hofmann. Früher bot das Festival heimischen Autoren oder Autoren, die in ihren Büchern inhaltlich die Eifel streiften, eine Plattform. Geben Sie diesen Autoren in Zukunft noch die Gelegenheit, beim Festival aufzutreten?Zierden: Frühere Zeiten - heutige Zeiten. Das Festival hat sich längst gewandelt von einer Literaturbühne vor allem für Eifeler Autoren zu einem Festival, das in der Eifel dem literarisch Besonderen eine Bühne gibt, national wie international. Den Eifeler Wurzeln bleibt es verpflichtet, wo sich das Besondere zeigt. Autoren, die fast im Wochentakt in Buchhandlungen, Büchereien und Volkshochschule zu hören sind, brauchen das Festival nicht und passen eher selten zum Festivalprofil. Aber gewichtige Eifeler Autoren, die national wie international bedeutsam sind, werden jederzeit eine Bühne finden beim Eifel Literatur Festival. In diesem Jahr wurde kein Eifel-Literatur-Preis verliehen. Warum?Zierden: Weil er nur in begründeten Fällen vergeben wird und nicht allein deswegen, weil ein Festival ansteht. Im Übrigen wird man gerade beim Eifel-Literatur-Preis ab 2008 mit der spektakulärsten Entwicklung rechnen dürfen. Wir stellen uns gerade neu auf. Das Festival 2006 geht zu Ende, 2008 wird es ein neues Festival geben. Verraten Sie uns: Wird sich am Konzept etwas ändern?Zierden: Lassen wir das Festival erst einmal innerlich nachklingen. Und geben wir dann den schönsten Blütenträumen stillen Raum. Vorzeitiger "Verrat" schmälert nur den Überraschungsgrad. Der Erfolg von 2006 ist Verpflichtung für 2008. Und wir wollen uns ja immer noch steigern. Das Eifel Literatur Festival hat sich in Schriftsteller-Kreisen einen Namen gemacht. Ihr einstiger Favorit, Günter Grass, hat bisher nicht den Weg in die Eifel gefunden. Wer steht noch auf Ihrer Wunschliste?Zierden: Verraten wird nichts, aber so viel ist sicher: Die besten Autorinnen und Autoren sind für uns gerade gut genug. Auch 2008 wird die Eifel eine der wichtigsten Literaturbühnen in Deutschland überhaupt sein, das sind wir den vielen tausend treuen Festivalfans, das sind wir auch unserer Region schuldig. Was die Entfaltung seiner Möglichkeiten angeht, steht das Eifel Literatur Festival gerade erst am Anfang. S Das Interview führte unsere Redakteurin Stefanie Glandien.

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