Die Geschichte vom weinenden Kamel

(U. M.) In den Weiten Zentralasiens erzählt man sich seit Generationen die Geschichte vom Kamel, das sein Neugeborenes schnöde verstößt und dem sicheren Tod überlässt. Doch das harte Herz kann erweicht werden, wenn ein Musiker mit seiner Geige das Muttertier betört.

Dann geschieht das Wunder, das Kamel vergisst Tränen, findet zu seinen natürlichen Trieben zurück und nimmt das Jungtier doch noch in Liebe auf. Ein schönes Märchen über den Wunsch nach Liebe, Harmonie und Geborgenheit, inszeniert von der aus der Mongolei stammenden Byambasuren Davaa und dem gebürtigen Florentiner Luigi Falorni als Abschlussfilm der Münchner Hochschule für Film und Fernsehen. Der Film selbst dagegen ist eher nüchtern, sucht die Synthese von Erzählkino und dokumentarischer Unmittelbarkeit und wird in dieser Mischung keinem Ansatz gerecht. Die Handlung schleppt sich zäh dahin und muss immer wieder Rettung in esoterischen Klanggebilden suchen. Das Dokumentarische wiederum begnügt sich mit reiner Illustration und wirft im Blick auf das Nomadendasein im Konflikt mit der Moderne Fragen auf, die viel interessanter sind, als das Geschehen selbst. Der exotische Dokumentarfilm europäischer Prägung zeigt Dinge, aber er beleuchtet sie nicht. Und am Ende weint das Kamel. (Broadway, Trier)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort