"Doktor Schiwago" trifft "Flipper"

SAARBRÜCKEN. Nach der schrägen Western-Satire "Der Schuh des Manitu" macht sich Michael "Bully" Herbig an das Science-Fiction-Genre und präsentiert mit "(T)Raumschiff Surprise" die Parodie auf Captain Kirk, Mr. Spock und Co. Der Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personal-Union erzählt von den Dreharbeiten.

Stell dir vor es ist Bully, und keiner geht hin - kennen Sie solche Albträume?Herbig: Ganz so schlimm ist es nicht. Allerdings hatte ich zwei Tage vor der Premiere von "Erkan & Stefan" und vor dem "Schuh des Manitu" jeweils diesen gleichen schlimmen Traum: Ich sitze in einem vollen Kino. Der Film fängt an - aber er sieht völlig anders aus als der, den ich gemacht habe! Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg - wie groß war der Erwartungsdruck beim nächsten Streich?Herbig: Nachdem "Erkan & Stefan" über 1,3 Millionen Besucher hatte, war der Druck auf "Manitu" enorm. Damals hatte ich gehofft, mit meinem zweiten Kinofilm wenigstens einen Zuschauer mehr als bei meinem ersten in die Kinos zu locken. Dass es dann am Ende über elf Millionen mehr waren, hat mich umgehauen. Soll heißen, der Zweite hatte mehr als der Erste. Der Dritte muss nicht mehr als der Zweite, sollte aber mindestens soviel wie der Erste haben. Bei "Manitu" gerieten Sprüche wie "Mein Bruda" oder "Ich bin mit der Gesamtsituation unzufrieden" zum Kult - was bieten Sie im neuen Film?Herbig: Man kann sich bei der Drehbuchentwicklung keine kultverdächtigen Sprüche ausdenken, die später vielleicht einmal auf ein T-Shirt gedruckt werden können. Solche Dinge hat man nie im Griff. Warum und welche Dialoge nachgesprochen werden und sich zum Spaß-Zitat entwickeln, liegt allein beim Publikum. "Den Sand in den Kopf stecken" klingt allerdings schon ein wenig nach "Gesamtsituation".Herbig: Das ist so ziemlich der flachste Spruch im ganzen Film. Wenn unsere Königin schon "Metapha" heißt, wollten wir sie wenigstens einmal etwas Bedeutungsvolles sagen lassen. Ursprünglich sollte sie das während des ganzen Films tun. Aber irgendwann hat uns das selbst so weh getan, dass wir diese ganzen Sprüche bis auf diesen einen wieder gestrichen haben. Sie bieten ähnlich aufwändige Spezialeffekte wie die Originale - gehen die Tricks nicht auf Kosten der Gags? Herbig: Für mich sind die Effekte faszinierend. Wir hatten das bei "Erkan & Stefan" schon probiert, bei "Manitu" noch mehr. Diesmal setzen wir das ganz stark ein. Bei einem Science Fiction-Film wären Original-Schauplätze eben einfach zu teuer (lacht). Wir haben acht Monate vorbereitet, hatten 50 Drehtage, und die Nachbearbeitung dauerte immerhin ein ganzes Jahr. Es ist schließlich nicht so einfach, mit neun Millionen Euro etwas zu produzieren, das nach 100 Millionen Dollar aussehen soll. Wie würden Sie Ihren Film selbst beschreiben? Herbig: Es geht in erster Linie um eine Mädchen-WG in der Zukunft, die mit ihren alltäglichen Problemen klar kommen muss. Durch einen gutaussehenden Taxifahrer werden sie plötzlich aus ihrer Harmonie herausgerissen- ab dann beginnt der Film zu menscheln, das emotionale Desaster beginnt. Durchaus vergleichbar mit "Doktor Schiwago", "Lovestory" oder "Flipper". Das Gespräch führte unser Mitarbeiter Dieter Oßwald

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