Echte Frauen haben Kurven

(U. M.) Ana ist eine liebenswerte junge Mexikanerin in Los Angeles. Die Highschool hat sie mit Bravour bestanden, und ein Stipendium nach New York ist ebenso in greifbarer Nähe wie die ersten Liebeserfahrungen mit einem amerikanischen Mitschüler.

Mutter Carmen aber hat andere Pläne mit der Tochter: Kochen, nähen, putzen und vor allem mit einem schmucken Mex-Mann viele Babies gebären. Wenn die Tochter nur nicht so viele Pfunde auf den Rippen hätte! Frauenkino aus Amerika, sehr erbaulich gemeint und geschrieben, und insofern zu sehr in die Botschaft verliebt und zu nachlässig im Umgang mit Charakterzeichnung und Konflikten. Der von Patricia Cardoso im soliden, aber nur mäßig inspirierte US-Fernseh-Stil inszenierte Film wühlt sich recht ehrenwert durch die merkantile Vertikale von Reich und Arm im amerikanischen Traum, lässt seine Aktricen bei eifriger Näharbeit in einer unklimatisierten Fabrikhalle tüchtig schwitzen und scheut sich auch nicht vor allerlei Selbstfindungsbestrebungen. Schließlich kann Ana nicht nur erfolgreich die Eltern davon überzeugen, dass gute Bildung mehr wiegt als eine Hausmütterchenexistenz. Sie erkennt auch die Liebe zum eigenen Körper, wovon nicht zuletzt auch alle anderen Frauen im Viertel profitieren. Und am Ende fügt sich alles gut und glücklich wie im Märchen. Heiße Eisen beim Namen nennen ist eben doch leichter, als sie sie anzupacken und zu schmieden. Von gesunder Ernährung ist dabei allerdings nie die Rede. (Broadway, Trier)

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