Edgar Allan Poe trifft Musik

SCHWEICH. Einen hochkarätigen Gast hatte die Volkshochschule (VHS) Schweich zum Musik-/Literatur-Abend "Als ich auf das Podium trat…" eingeladen. Schauspielerin Julia Stemberger begeisterte das Publikum in der Synagoge.

Klein, aber fein: Beim "Österreich-Abend" in der Synagoge in Schweich traten ausnahmslos Künstler aus der Hauptstadt der Alpenrepublik vor die Besucher. Dabei erwies sich das Projekt, Musik und Literatur ganz dicht nebeneinander zu stellen, als überaus geglückt. Humorvoll: "Die Brille"

Der fulminante Erfolg hatte denn auch zwei Gründe: Zum einen lag es an dem anspruchsvollen Programm, zum anderen an den beteiligten Protagonisten Julia Stemberger (Rezitation), Christian Altenburger (Violine) und Christiane Karajeva (Klavier). Sie bescherten dem Publikum einen kurzweiligen und in Teilen amüsanten Abend. Julia Stemberger, bekannt aus mehreren Hauptrollen aus Film und Fernsehen, war bei ihrer Lesung anzumerken, dass sie ein großer Fan des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe (1809-1849) ist. Gestenreich und voller Inbrunst rezitierte sie Poes humorvolle Geschichte "Die Brille". "Mit Brille wäre das nicht passiert", so lautete ein Werbeslogan vor einigen Jahren. Möglicherweise war Edgar Allen Poe seiner Zeit im 19. Jahrhundert sogar weit voraus, denn schon damals wusste er, wie fatal die Folgen sein können, aus purer Eitelkeit auf Augengläser zu verzichten. Die Euphorie von der "Liebe auf den ersten Blick" wich mehr und mehr der Erkenntnis, "in meinem Leben schreibe ich keine Liebesbriefe mehr, und nie mehr gehe ich ohne meine Brille aus". So trug Julia Stemberger süffisant die Quintessenz der Geschichte vor. Außergewöhnlich auch der musikalische Teil mit Werken von Maurice Ravel (Sonate posthum) für Violine und Klavier) und Ludwig van Beethoven (Sonate für Klavier und Violine c-moll, op. 30/2). Energiegeladen spielt Christiane Karajeva den Flügel, einmal mitreißend impulsiv, oder andererseits lieblich zärtlich wird Christian Altenburger (Ehemann von Julia Stemberger) dem hohen Anspruch an der Geige gerecht. Einen Besucherrekord durfte die agile Organisatorin der VHS, Gertrud Emmrich, zwar nicht erwarten. Dafür belohnte das Programm jedoch das Publikum mit hoher Qualität. Wie schafft Gertrud Emmrich es, so hochkarätiges Programm auf die Beine zu stellen? "Das machen ich und mein kleiner Laptop," anwortet die agile Kultur-Macherin. Auch für Julia Stemberger war der Abend in Schweich ein besonderes Erlebnis: "Es war das allererste Mal, dass ich meinen Fuß in eine Synagoge gesetzt habe. Ich finde, es ist eine sehr gute Atmosphäre hier."

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