Eher Manager als Lordsiegelbewahrer

Für frischen Wind in alten Gemäuern ist Eckart Köhne immer gut. Wenn er, wie erwartet, Hausherr im Landesmuseum wird, muss er einerseits für Kontinuität sorgen, andererseits neue Akzente setzen.

Trier. Das Haus mit der markanten roten Steinfassade hat bewegte Zeiten hinter sich. Dabei galt das Landesmuseum bis 1994 als Hort der Kontinuität, wo fast zwei Jahrzehnte lang der allmächtige Direktor Heinz Cüppers mit einer Mischung aus Beharrlichkeit und Pragmatismus herrschte. Mit seiner Pensionierung kam Hans-Peter Kuhnen, ein exzellenter Fachmann, aber kein Meister der Diplomatie. Innerhalb weniger Jahre hatte er sich überall Feinde gemacht, in Trier wie Mainz - trotz politischer Nähe zur Landesregierung stellte das Kulturministerium ihn kalt. Jahrelange arbeitsrechtliche Streitigkeiten folgten, das Haus kam nicht zur Ruhe.Im Kaltstart ging es weiter: Nachfolgerin Karin Goethert brachte das gigantische, für das Landesmuseum höchst strapaziöse Konstantin-Projekt samt langjähriger Umbaumaßnahmen mehr als respektabel über die Bühne - die nun fällige Neuorientierung lag freilich schon aus Ruhestands-Gründen außerhalb ihrer Reichweite. Unauffällig, effizient und mit leisen Tönen

Nun soll Eckart Köhne ran, der 2004 nach Trier kam, als die Konstantin-Ausstellung in Zank und Kompetenzgerangel unterzugehen drohte. Unauffällig, effizient und mit leisen Tönen brachte er widerstreitende Interessen unter einen Hut, scharte ein kleines, kompetentes Team um sich, entwickelte reichlich innovative Ideen - und führte die Mammut-Schau zu einem Riesen-Erfolg. Schon früh wurde er als möglicher neuer Museums-Direktor gehandelt, aber das Ministerium achtete peinlich genau darauf, den Wunschkandidaten nicht zu verheizen. Bei der schwierigen Umgestaltung von Mueumslandschaft und Denkmalschutz im Lande hat man schmerzliche Erfahrungen mit Konkurrentenklagen und Querschüssen aus den eigenen Behörden gemacht. Manchen passt die Richtung nicht, für die auch ein Typ wie Eckart Köhne steht: weniger Lordsiegelbewahrer, mehr Manager. Seit den Tagen von Ex-Kulturministerin Rose Götte arbeitet die Landesregierung daran, die Denkmalpflege im Lande von einer Konservierungs-Behörde zu einer Institution weiterzuentwickeln, die nicht nur die Ewigkeit im Auge hat, sondern auch den praktischen Nutzen von Denkmälern für die Menschen, die deren Unterhalt finanzieren. Wie vermint dieses Terrain ist, zeigte sich an den Auseinandersetzungen um die Neuschaffung einer "Generaldirektion kulturelles Erbe", die seit 2007 als übergeordnete Stelle die Landesmuseen, die Denkmalpflege, die Landesarchäologie und die Verwaltung von "Burgen, Schlösser, Altertümer" unter einem Dach vereinigt. Ihr Direktor Thomas Metz ist damit auch Chef der Landesmuseums-Direktoren. Das Ministerium versicherte aber, die Leiter vor Ort würden in ihren Kompetenzen nicht beschnitten. Metz und Köhne können gut miteinander - keine schlechte Voraussetzung für Trier. Wie der voraussichtliche neue Chef im Haus aufgenommen wird, muss sich zeigen. Meinung Seriös und trotzdem populär Was für eine Chance! Das Landesmuseum in Trier kann sich aufmachen zu neuen Ufern. Wo vorher Platznot, Ausstattungsmängel und Beschränkung herrschten, erlaubt die konstantinische Wende des Jahres 2007 künftig Ausstellungen, Schauen und Veranstaltungen in einem großartigen Rahmen. Nun müssen die Möglichkeiten nur noch genutzt werden, und da scheint Konstantin-Macher Köhne eine ideale Lösung. Er personifiziert etwas, was bei der Kaiser-Ausstellung vorbildlich gelungen ist: Wissenschaftlich seriös zu sein und trotzdem populär. Die Fachwelt zu beeindrucken und trotzdem das breite Publikum zu locken. Mit dem historischen Erbe sorgsam umzugehen und es trotzdem möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Das ist genau der Weg, den die Denkmalpflege einschlagen muss. Und es ist auch der richtige Weg für Trier: Die Antike für die Jetztzeit nutzen, das touristische Profil schärfen - und damit gleichzeitig Bewusstsein für die Historie und ihre Bedeutung schaffen. Wenn da eine Achse entstünde von Burgen, Schlösser, Altertümer über Antikenfestspiele und Brot & Spiele bis hin zu den Museen, könnte das Landesmuseum dabei eine wichtige, impulsgebende Rolle spielen. Übrigens wieder mal durch "externen" Einfluss. Offenbar brauchen die Trierer immer einen Schubs von außen. d.lintz@volksfreund.de

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