Ein Fest für die Augen

PRÜM. Es ist alle Jahre wieder eindrucksvoll: Zum Sommer üben Eifel und Ardennen den künstlerischen Schulterschluss. Mit der 48. Ausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) demonstriert das Prümer Land dann einmal mehr, was es seit ehedem ist: ein Kernstück im kulturellen Europa.

Der Ausstellungsort allein ist Beleg genug, dass die Region seit alters her und über die Grenzen hinweg reich ist, an kulturellen Anstrengungen. Die bunte Bildervielfalt, die Skulpturen und Installationen, die in diesen Wochen die Gänge des ehemaligen Abteigebäudes in Prüm bevölkern, beweisen lediglich, dass solche Anstrengungen in der Region weiterhin lebendig sind. Mehr noch: dass für Kunst und Kultur die politischen Kleinlichkeiten, die anderswo den Weg nach Europa versperren, keine Rolle spielen. Die Krise Europas finde in der Kunst nicht statt, betonte denn auch Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen als Schirmherr zur Eröffnung der diesjährigen Eifel-Ardennen Kunstschau. "Projekte wie die EVBK machen deutlich, dass Europa jenseits aller politischen Diskussionen lebendig ist", betonte der Politiker. Und auch seine Kollegin Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy freute sich über das wachsende Interesse an der Schau. Die kann sich mit 176 beteiligten Künstlern und 273 ausgestellten Werken über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Freilich: Nicht die Masse macht es. Wer in diesem Jahr - immer der Kunst nach - durch die Gänge der Abtei wandert, wird sogleich die gestraffte Präsentation mit Wohlgefallen zur Kenntnis nehmen. Sichtlich hat die Schau an Struktur gewonnen. Deutlich verbessert hat sich die qualitative Auswahl. Alles in allem herrschen weiterhin abstrakte Gemälde vor, die sich an der klassischen Moderne orientieren. Expressive Farbigkeit bestimmt weithin das Bild. Noch eher zaghaft bringt sich die Fotografie ins Gespräch. Mit Stefanie Reich, einer der drei Förderpreisträgerinnen, ist allerdings ein hoffnungsvoller Anfang gemacht. Ihre Preis- Kollegin Karo Schröder stellt sich in Prüm erstaunlich traditionell für eine junge Künstlerin dar. Ein Foto ist ein Gemälde ist eine Skulptur - eine interessante Synthese von Malerei, Photographie und Bildhauerei versucht die dritte Förderpreisträgerin Isabelle Dugenie. Eine Europäerin aus Leib und Seele ehrt in diesem Jahr die EVBK gemeinsam mit der Stadt Prüm in der Kaiser-Lothar-Preisträgerin Edmée Schmittel. Die friedfertigen lichten Landschaften der Französin und ihre feinsinnigen Zeichnungen passen so recht in den Festsaal der Abtei und zum Gedanken der europäischen Aussöhnung. Dass die Vereinigung in diesem Jahr vier Frauen ausgezeichnet hat, mag allerdings keine der Preisträgerinnen als Vormasch weiblicher Kunst verstehen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Art künstlerisches Überraschungsei. Diesmal ist es ein kleiner Kasten - abgekürzt KA - den die teilnehmenden Künstler ganz unterschiedlich gestaltet haben und der zur Freude der Kunstkäufer für den Kleinkunstpreis von 25 Euro zu erwerben ist. Keine Frage: Die Kunst aus Eifel und Ardennen schreitet vereint voran. Wobei sich bei weitem nicht alle Künstler mit vollem Wert präsentieren. Ohnehin sollte die Schau eine Anregung darstellen, den Besuch im Atelier folgen zu lassen. "Ein Fest für die Augen" - wie EVBK-Präsident Alexander Boeminghaus formulierte - ist die Schau allemal. Bis 28. August. täglich 9.30 Uhr bis 18 Uhr, am 28. August bis 15 Uhr.

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