Ein Meister der alten englischen Schule brilliert in Himmerod

Großlittgen · Besuch aus England gab es beim zweiten Konzert des Himmeroder Orgelsommers. Mit Jonathan Hope nahm ein Organist an der Klais-Orgel der Abteikirche Platz, der mit beeindruckenden Qualitäten aufwarten konnte.

In der Trierer Partnerstadt Gloucester in England ist Jonathan Hope der stellvertretende Musikdirektor an der dortigen Kathedrale und kann auf eine erstaunliche Karriere als Konzertorganist verweisen. Das, was er in der Zisterzienserabtei Himmerod zu bieten hatte, war an vielen Stellen im besten Sinne des Wortes eine Lehrstunde der alten englischen Schule des Orgelspiels.
Ein wichtiger Aspekt guten Orgelspiels ist der geschickte Umgang mit den Klangfarben, ist die Registerauswahl, mit der die einzelnen Kompositionen dargestellt werden. Hier zeigte sich Hope vom ersten Werk an, einer eigenen Bearbeitung der "Akademischen Festouvertüre" von Johannes Brahms, als ein wahrer Meister. Es gelang ihm, völlig ohne Brüche den Klang der Orgel wachsen und wieder abnehmen zu lassen. Fließende Crescendi bestimmten das Geschehen in einer Art, wie man sie nur selten erleben kann. Alleine dafür gebührte ihm ein großes Kompliment.
Überhaupt waren seine Interpretationen sehr auf die farbige Wirkung des Orgelklanges angelegt, wobei er auch die lyrischen Aspekte nicht zu kurz kommen ließ. Beredte Beispiele dafür waren das Larghetto aus der Streicherserenade und das "Chanson de Matin" von Edward Elgar.
Allerdings hatte das Konzert auch seine Schwächen. Man kann trefflich darüber streiten, wie sinnvoll es ist, ein Programm fast ausschließlich mit Bearbeitungen zu bestücken. Als wirkliche Orgelkomposition spielte Hope lediglich das virtuose Finale aus der Orgelsuite "Hommage à Paris" seines Kollegen John Hosking. Als Schlusspunkt hatte er eine eigene Bearbeitung von Elgars Konzertouvertüre "In the South", Opus 50, vorgesehen, im Original eine Komposition für ein sehr ausladendes Sinfonieorchester. Bei allen Fähigkeiten Hopes , mit den Registern einer Orgel virtuos umgehen zu können; hier blieb doch vieles der Farbmalereien, die Elgar komponiert hat, auf der Strecke. Trotzdem gab es langanhaltenden Applaus der gut 150 Konzertbesucher. gkl

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