Erfolg mit nachdenklichen Texten

TRIER/BERLIN. Riesenerfolg für Xenia Klinge: Die 19-Jährige Abiturientin am Friedrich-Spee-Gymnasium erhält heute in Berlin den Bundespreis für Nachwuchsautoren. Sie setzte sich mit weiteren 20 Autoren über 1000 Bewerbungen im Wettbewerb "Schüler schreiben" durch.

Gestern saß sie im Zug nach Berlin. Heute wird sie aus ihrem preisgekrönten Prosatext "Schlaf" in der ehemaligen Staatlichen Kunsthalle Charlottenburg beim Treffen Junger Autoren im Rahmen der Berliner Festspiele lesen. "Das ist eine große Sache, da werde ich aufgeregt sein", meint Xenia Klinge, die aber alles andere als einen nervösen Eindruck macht. Wohl formulierte Gedanken, präzise Sprache, fester Blick. Seit dem Grundschulalter schreibt sie. "Größter Auslöser war Star Wars, und überhaupt haben mich große Bücher und Filme inspiriert", erklärt sie. "Daraus entstanden eigene Geschichten." Das war der Anfang, als sie ein ganzes Universum erschuf, 200 Seiten auf dem PC schrieb, "die nicht so gut waren", wie sie selbstkritisch sagt. Seit sie "ernsthaft" schreibe, seien es eher kurze Texte. Besuch der Schreibwerkstätten am FSG unter Leitung von Malte Blümke, Erfolg bei einem rheinland-pfälzischen Schreib-Wettbewerb, Rezension eines Textes im Internet unter "Literaturcafé.de" - Letzteres hält Xenia nicht für erwähnenswert. Dann schon eher, dass sie mit anderen per E-Mail oder Chatten Geschichten schreibt, wobei jeder Autor bestimmte Rollen und Charaktere verkörpert - ihre persönliche Form von Schreibtraining. Schon einmal bewarb sich die Schülerin bei dem Bundes-Wettbewerb "Schüler schreiben", doch der Text wurde nicht angenommen. Glück im Unglück: Der Nieder-Olmer Autor Peter Grosz, mit Mirjam Pressler eines von mehreren Jurymitgliedern, wurde auf Xenias Talent aufmerksam. Seine Schreibworkshops bildeten die Triererin rund um das Literaturhandwerk aus. Mittlerweile schreibt Xenia nachdenkliche, problemorientierte Texte. So wie bei einem schulischen Multimedia-Projekt gegen Gewalt und Rassismus. Ihr Gewinnertext in Berlin, geschickt in ein Wiegenlied eingebunden, handelt von Kindesmisshandlung. Der Preis beinhaltet einige Tage in Berlin, die mit Kontakte knüpfen, Lesungen, Workshops und Lektoratsgesprächen gefüllt sind. "Die Eltern haben mich immer gefördert. Sie haben mir nie verboten, mich in mein stilles Kämmerlein zu setzen und das Papier anzustarren", erzählt Xenia. Wie es nach dem Abi weitergeht? Mit einem derzeitigen Notendurchschnitt von 1,7 arbeitet Xenia Klinge auf ein Studium der Medienwissenschaft oder auf ein Stipendiat für eine Journalismusausbildung hin. Infos unter: www.berlinerfestspiele.de

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