Für immer ein Dschungelkind

Das Dschungelparadies von West-Papua (Indonesien) auf der einen Seite, die westliche Zivilisation auf der anderen Seite: Sabine Kuegler, bekannt als das "Dschungelkind", war Gast beim Eifel-Literatur-Festival in Daun. Der Trierische Volksfreund präsentiert das Festival.

 Nach der Lesung signiert Sabine Kuegler Bücher für ihr Publikum. TV-Foto: Helmut Gassen

Nach der Lesung signiert Sabine Kuegler Bücher für ihr Publikum. TV-Foto: Helmut Gassen

Daun. Weißes Hemd, blaue Hose, halblanges braunes Haar: Sabine Kuegler, bekannt geworden durch ihre autobiografischen Bücher, bediente so gar nicht das Klischee, das man nach der Lektüre ihrer Bücher hätte erwarten können. Im Gegenteil: Die junge Frau, die im Rahmen des Eifel-Literatur-Festivals in Daun rund 450 Menschen von ihrem Leben erzählt, macht eher einen taffen statt exotischen Eindruck. Doch wofür ihr Herz schlägt, spürt man schnell. Glücklich sei ihre Kindheit gewesen bei den Fayus, einem Stamm, der heute noch wie in der Steinzeit mitten im Urwald lebt. Sie zeigt Fotos aus ihrer Kindheit und ihrer Rückkehr nach 15 Jahren. Anfangs hätten die Fayus sich vor ihnen gefürchtet, da sie Weiße nicht kannten. "Die Fayus meinten, wir wären farblos und sähen aus wie Wasserleichen, die zu lange im Wasser gelegen haben", sagt sie. Statt dem Stamm die Zivilisation zu bringen, passt sich die fünfköpfige Familie an die Bräuche der Einheimischen an. Mit 16 Jahren endet für Sabine Kuegler die glückliche Kindheit: "Ich war eine Frau, die Jungs wollten nicht mehr mit mir spielen, meine Freundinnen waren alle verheiratet und hatten Kinder." Sie fliegt in die Schweiz und besucht dort ein Mädchen-Internat. Doch obwohl sie sich oberflächlich gesehen gut zurecht findet, erleidet sie einen Kulturschock. "Ich war programmiert im Urwald zu überleben", sagt sie und berichtet über ihre Schwierigkeiten, mit bestimmten Situationen und der Mentalität der Menschen klar zu kommen. Als es ihr richtig schlecht geht, entschließt sie sich, ihre Erlebnisse aufzuschreiben. "Als ich anfing zu schreiben, fing ich auch an mich zu verstehen", berichtet sie. Nach 15 Jahren gibt es ein Wiedersehen mit den Fayus im Dschungel. Sie erkennt, wie politisch fragil die Situation für die Fayus ist und fürchtet um ihre Sicherheit. Holzfirmen roden den Urwald, Goldminen werden geschürft. Sabine Kuegler möchte ihrem Stamm etwas wiedergeben von dem, was ihr gegeben wurde. "Ich werde für diese Menschen kämpfen", sagt sie, denn: "ein Teil von mir bleibt immer ein Dschungelkind." Nächster Termin: Dirk Sager, Freitag, 16. Mai, 20 Uhr, Haus Beda in Bitburg. Karten gibt es in den TV-Pressecentern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets

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