Französische Musik als Hommage an Bach

Einen amerikanischen Spezialisten für die große französische Orgelliteratur konnte man in der Reihe der Orgelkonzerte im Trierer Dom erleben.

Trier. (gkl) Auffallend langer und herzlicher Applaus verabschiedete Robert Delcamp, als er seinen Abend beendet hatte. Ausschließlich Kompositionen des ausgehenden 19. und des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte Robert Delcamp, Organist der University of the South im US-amerikanischen Sewanee/Tennessee in den Trierer Dom mitgebracht. Große französische Namen prägten das Bild des vierten Konzertes der internationalen Orgeltage, keine deutschen Komponisten - oder doch? An den Anfang stellte Delcamp Prélude et Fugue Es-Dur, Opus 99 Nr.3, von Camille Saint-Saëns, eine tiefe Verneigung vor dem Thomaskantor, dokumentiert in formaler Hinsicht und nicht zuletzt auch in der Wahl der königlichen Tonart. Delcamp gab den beiden Satzteilen Raum, fand den Mittelweg zwischen Virtuosentum und der notwendigen Weite, die den Charakter des Werkes erst zur vollen Blüte bringt. Wer von den französischen Meistern spricht, kommt an Charles Marie Widor nicht vorbei. Auch hier entbot Delcamp mit zwei Teilen aus "Bach's Memento" seinen Gruß gen Leipzig. Die fünfte Symphoni ist vor allem durch ihren Finalsatz, der Toccata, berühmt. Das vor diesem Virtuosenschlager schlechthin noch vier andere Sätze stehen, weiß kaum jemand. Delcamp explizierte sich auf den ersten Satz, wofür man ihm schon gesondert danken mochte. Zeigte er doch den Einfallsreichtum dieser einerseits fast schon barock-lebendigen, andererseits aber auch im romantischen Gestus verhafteten Komposition auf. Eine Schwäche des Konzertes war, dass der Interpret Probleme mit dem Aufbau des Instruments und den daraus resultierenden akustischen Folgen hatte. Oftmals war das klangliche Gleichgewicht gestört, fehlte die Homogenität, etwa in den vier ausgewählten Teilen aus Marcel Duprés "Sept Piéces", Opus 27.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort