Hochzeit im Kugelhagel

DREIBORN. Perfekte Kulisse: Neben den 24 Darstellern spielt die Eifel in der "Bluthochzeit" eine tragende Rolle. Der Film entstand komplett in der Region, seit gestern läuft er bundesweit in den Kinos.

Ein nichtiger Anlass, zwei streitlustige Sturköpfe - und schon wird aus dem schönsten Tag im Leben von Mark Walzer (Arne Lenk) und Braut Sophie (Lisa Maria Potthoff) ein wüster Alptraum: In "Die Bluthochzeit" liefern sich der Vater des Bräutigams, Eifel-Großbauer Hermann Walzer (Armin Rohde), und Restaurantbesitzer Franz Berger (Uwe Ochsenknecht) einen Kampf bis aufs Küchenmesser - und ziehen dabei eine ganze Hochzeitsgesellschaft an den Rand des Abgrunds. Mit diesem Psychothriller hat der belgische Regisseur Dominique Deruddere - Oscar-nominiert für "Jeder ist ein Star" - einen Comic seiner Landsleute Jean van Hamme (Szenario) und Hermann (Zeichnungen) verfilmt. Nicht in den Ardennen, wo die Vorlage spielt, sondern diesseits der Grenze: in der Eifel - und zwar vom idyllischen Anfang bis zum bitteren Ende. "Die Idee hatte ich schon immer"

Hauptschauplatz: die Burg Dreiborn in der Nähe von Schleiden (Kreis Euskirchen). Sie "doubelt" das Restaurant von Uwe Ochsenknecht, das im Verlauf der 92 Kinominuten von Armin Rohde und seinem Clan belagert wird. Den Hintergrund für die erste Einstellung des Films lieferte das Totenmaar bei Daun. Weiterer Drehort: das Obere Kylltal in der Nähe von Steffeln - dort wurde die anfängliche Busfahrt gedreht. Im Ahrtal standen Mark Walzer und Braut Sophie vor dem Traualtar. Und wiederum in der Nähe der Burg Dreiborn baute Produktionsdesigner Hubert Pouille ein täuschend echt auf verwittert getrimmtes Holzhaus, das als Nebenschauplatz dient. Ein ganzer Kinofilm aus der Eifel also, mit traumhaften Landschaftsaufnahmen von Kameramann Danny Elsen. Und das nicht nur, weil die Filmstiftung NRW das 6,7-Millionen Euro teure Projekt kräftig unterstützt hat und verständlicherweise darauf pochte, dass das Geld in der Region ausgegeben wurde. "Ich hatte immer schon die Idee, da was zu machen", verrät Produzent Marc Conrad im Gespräch mit dem TV. "Das ist einfach eine tolle Landschaft." Der gebürtige Luxemburger schwärmt vom Licht und der besonderen Atmosphäre, die man eben nur in der Eifel finde. "Die Bluthochzeit" sei endlich das richtige Projekt gewesen, dies alles kinotauglich in Szene zu setzen. Gesagt - aber noch lange nicht getan. Conrad berichtet von den Schwierigkeiten bei der Suche nach der passenden "Location": "Wir brauchten einen abgelegenen vier-Seiten-Hof, weil der Regisseur das so wollte." Ein solcher festungsartiger Hof - der zudem im Comic in einem Tal liegt - sei aber kaum zu finden gewesen. Bis eine Mitarbeiterin ihn auf die Burg Dreiborn aufmerksam gemacht habe: "Wir haben dann das Konzept geändert. Die Burg liegt ja auf einem Hochplateau. Aber das war die richtige Entscheidung", sagt Conrad. Die Rauheit der Eifel komme dadurch noch viel besser zur Geltung. Auch die in kürzester Zeit gebaute Holzhütte stehe jetzt auf einer Eifelhöhe - "das sieht aus wie in einem Hitchcock-Film." Den Comic habe er bereits vor fünf Jahren gelesen, berichtet Conrad: "Damals drehten wir gerade ,Das Experiment'." Bei einem Wochenendausflug ins belgische Knokke habe er sich das Comic-Album gekauft, gelesen und am nächsten Montag zu Koproduzent Norbert Preuss gesagt: "Das wird unser nächster gemeinsamer Kinofilm." Sechs Wochen lang wurde für "Die Bluthochzeit" gedreht, im Oktober 2004 fiel die letzte Klappe. Das Team ist längst wieder fort, aber offenbar nicht für immer. Conrad: "Uwe und Armin haben schon gesagt, dass sie bestimmt wiederkommen werden."

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