Internationale Interpreten in Konz

Seit 14 Jahren gibt es die Sommerakademie für Klavier und Kammermusik in Konz, deren Stammsitz das Kloster St. Bruno in Karthaus ist. In diesem Jahr konnte man das 100. Akademiekonzert in die Annalen eintragen.

Konz. (gkl) "Vogel als Prophet" - in der Klavierliteratur ist es nur ein relativ kurzer, aber sehr beliebter Satz im Klavierzyklus "Waldszenen" von Robert Schumann. In Konz hat dieser Titel seit 1994 eine erheblich größere Bedeutung erlangt. Seit diesem Jahr finden regelmäßig die Sommerakademien für Klavier und Kammermusik statt und haben sich einen festen Platz im Kulturleben der Stadt und der Region erworben. Träger der Akademien sind die Stadt Konz und der "Verein zu Förderung künstlerischen Klavierspiels e.V.", der sich die Schumannsche Satzbezeichnung zum Namen gewählt hat. Auch in diesem Jahr wird wieder eine Akademie durchgeführt, zu der sich 24 Teilnehmer aus insgesamt elf Ländern angemeldet haben. Nicht nur das europäische Ausland ist hierbei vertreten, sondern auch Länder wie Argentinien, Brasilien, Venezuela und die Republik Korea. Fester Bestandteil der Akademien, deren künstlerische Leitung in den Händen des Pianisten und Dirigenten Paul Trein liegt, sind neben den Arbeitsphasen auch Konzerte, mit denen die Kursteilnehmer sich dem Publikum stellen.Familien stellen Unterkünfte zur Verfügung

Hier gab es in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern. Im Festsaal des Klosters St. Bruno in Karthaus fand im Rahmen einer Matinee das 100. Konzert der Akademie statt. In einer Ansprache würdigte der Erste Beigeordnete der Stadt, Manfred Wischnewski, in Vertretung des Bürgermeisters die Bedeutung der Einrichtung für Konz und die Region. Er dankte ausdrücklich Trein und dem Verein für sein großes Engagement und sagte auch für die Zukunft die Unterstützung der Stadt zu. Eine besondere Dankadresse richtete er aber auch an die Konzer Familien, die jedes Jahr den Teilnehmern eine Unterkunft bieten. Seine Gratulation zum Jubiläumskonzert konnte Wischnewski mit einem Scheck unterstreichen. International wie die Akademie waren auch die Interpreten der anschließenden Matinee. Den Auftakt gestaltete der Pianist Ramiro Campodonico aus Argentinien. Der Akademie geht es nicht um den oberflächlichen Schliff der Musiker, sondern um das tiefere Verstehen von Musik (Paul Trein über die Arbeit der Akademie). Campodonico eröffnete das Konzert mit "Il Penseroso" von Franz Liszt und der Eigenkomposition "Con ojos de niño", einem Poème. Wenn er auch äußerlich recht theatralisch zu Werke ging, war das klangliche Ergebnis doch recht introvertiert, fast schon geheimnisvoll. Die Italienerin Valentina Messa folgte ihm mit Schumanns Waldszenen, Opus 82, die sie, wie ihr Kollege, technisch makellos, aber vor allem frei von jedwedem überzogenem Pathos interpretierte. Für regelmäßige Konzertbesucher der Akademien barg das Klavierquartett g-Moll, Opus 25, von Johannes Brahms, das nach der Pause erklang, eine kleine Überraschung. Ausführende waren die dänische Pianistin Berit Rasmussen, der Geiger Herbert Gill und Jörg Sonnenschein am Cello (beide aus Deutschland) sowie der Italiener Georgio Gnecco an der Bratsche. Leckerbissen der Literatur

Die Komposition ist ein Leckerbissen der Kammermusikliteratur und passte insbesondere durch die dargebotene Art der Interpretation ganz besonders zu einem Jubiläum. Einen besonderen Grund aber bot Gneccos Spiel, der auch in den vergangenen Jahren schon Akademieteilnehmer war. Dort aber fiel neben seinem zweifellos vorhandenem Talent seine gehemmte und zögerliche Spielweise auf. Wie anders in diesem Jahr. Gelöst und mit Energie fügte er sich in das Ensemble ein, gestaltete mit und hatte sein gerüttelt Maß Anteil am jubelnden Applaus, als der überaus virtuose letzte Satz verklungen war. Kann es ein schöneres Kompliment für die Akademieleitung geben?

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