Irrende Wäschespinnen

Der Förderpreis "Junge Rheinland-Pfälzer Künstlerinnen und Künstler" geht in diesem Jahr an Gaby Peters aus Wiltingen.

 Gaby Peters schaut durch die Fliegenklatschen hindurch, mit denen sie sich drehende Module spickt. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Gaby Peters schaut durch die Fliegenklatschen hindurch, mit denen sie sich drehende Module spickt. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Mainz/Trier. "Mein größter Traum ist es, einmal von meiner Kunst leben zu können." Gaby Peters, 1980 in Trier geboren und aufgewachsen in Wiltingen an der Saar, studiert seit 2001 Kunst an der Akademie für Bildende Künste in Mainz. Die Fachwelt hat die Kunststudentin bereits mit zwei Preisen ausgezeichnet. Im März dieses Jahres wurde ihr im Rahmen der Emy-Roeder-Ausstellung der Förderpreis "Junge Rheinland-Pfälzer Künstlerinnen und Künstler" verliehen. Was die Jury überzeugte, war ein durchaus ungewöhnliches Objekt: Auf dem Kopf stehende Wäschespinnen schieben ihre Arme mittels eines Motors auf und zu, hoch und runter. Dadurch bewegen sie sich durch den Raum, wabern aufeinander zu, stoßen gegeneinander und prallen gegen die Wand. Diese Bewegung verleiht ihnen den unheimlichen Anschein einer Eigenständigkeit.Peters versteht sich als Bildhauerin. Dabei hat sie sich auf plastische Arbeiten aus Kunststoff oder Metall spezialisiert, bei denen sie additiv etwas neu zusammenfügt.Allerdings arbeitet sie noch auf einem zweiten Gebiet, der Videoinstallation. Für eine dieser Arbeiten mit Namen "Flügel" erhielt sie 2006 den Förderpreis der Landesbank Rheinland-Pfalz. Spielzeugküken mit Akupunkturnadeln

Zu sehen ist in dem Film ein aufziehbares Spielzeugküken, das an den Stellen, wo eigentlich die Flügel sitzen, mit Akupunkturnadeln gespickt ist. Scheinbar unermüdlich tappert das Tier umher und wirft immer wieder von Neuem die Nadeln ab. Dieses Werk hat einen festen Platz in der Dauerausstellung im Foyer der Mainzer Johannes-Gutenberg Universität. Wie sie die Themen ihrer Arbeiten findet? "Alles beginnt mit einem inneren Bild." Das entstehe intuitiv und nicht etwa nach einem Konzept. Die Künstlerin muss ihr fertiges Werk als Betrachterin schließlich selbst interpretieren. Welche Wirkung die Arbeit hat, legt die Künstlerin nicht im Vorfeld fest. Aber sie glaubt daran, dass ihre Objekte wichtige Eindrücke hinterlassen.Derzeit arbeitet Peters für ihre Examensarbeit jeden Tag bis zu zehn Stunden an der Drehbank. Sie baut zehn Plastiken aus Kunststoff zusammen, in die sie jeweils bis zu 150 Fliegenklatschen steckt. Die Module hängen von der Decke herab und jedes Einzelne dreht sich, angetrieben von Motoren. Diese Bewegung bestimmt Peters Arbeiten. Was ihr die Kunst bedeutet? "Kunst zu machen ist sehr wichtig für mich. Ich möchte es nicht mehr missen, mich über meine Kunst auszudrücken." Sie glaubt, dass ihr Traum, von der Kunst zu leben, wahr werden kann. Doch verschließt sie den Blick nicht vor den Risiken: Es ist leichter, ein Bild zu verkaufen. "Wer stellt sich schon Wäschespinnen in die Wohnung?" Hinweis: Vom 27. Mai bis 1. Juni zeigt Gaby Peters in einer Einzelausstellung einen Querschnitt durch ihr bisheriges Schaffen. Ort ist das Alte Zollamt in Wiesbaden.

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