Jazz der Extraklasse

Jazz-Legende und Pulitzer-Preis-Gewinner Ornette Coleman gastierte mit improvisiertem Jazz der Extraklasse in der Luxemburger Philharmonie. Am Schluss gab es "Standing Ovations" für den 78-Jährigen und seine Musiker.

Luxemburg. Wer bisher glaubte, "Free Jazz" sei zu experimentell oder amelodisch - eben ein Buch mit sieben Siegeln - der konnte sich am Mittwoch in der Luxemburger Philharmonie eines Besseren belehren lassen. Nur einlassen musste man sich auf die drei Musiker an Kontrabass, Schlagzeug und E-Bass und auf die Free-Jazz-Legende schlechthin - Ornette Coleman.

Der 78-Jährige schlurft erst einmal in kleinen Schritten zu seinem Hocker in der Bühnenmitte, wo er es sich, umgeben von Notenständer, Trompete und Geige mit seinem schneeweißen Saxofon bequem macht. Neben seinen schwarz gekleideten Musikern leuchtet Coleman geradezu in seinem knallblauen, glänzenden Anzug und den beigefarbenen Lackschuhen. Ohne viele Worte legen die Musiker los. Vorneweg Coleman, der sein Saxofon schrill ertönen lässt. Am Schlagzeug sitzt Colemans Sohn Denardo, der sein Instrument mit viel Hingabe und unglaublicher Schnelligkeit bearbeitet. Al Macdowell und Tony Falanga beherrschen ihre Saiteninstrumente ebenfalls perfekt und improvisieren, bis die Schweißperlen tropfen. Colemans mittlerweile berühmter Satz: "Let's play the music, not the background." (Lasst uns die Musik spielen und nicht den Hintergrund) wird konsequent umgesetzt. Ihm geht es um das Improvisieren, das Herauslösen aus eingefahrenen Denkmustern in der Musik. Durch seine revolutionäre Sichtweise prägte der 1930 in Fort Worth, Texas, geborene Coleman den Jazz nachhaltig und gab schließlich einer Stilrichtung durch sein 1960 entstandenes Album ihren Namen - "Free Jazz". 2007 erhielt Coleman den Pulitzerpreis in der Kategorie Musik für sein 2006 erschienenes Album "Soundgrammar". Seit 1958 veröffentlichte der Jazz-Revolutionär mehr als 40 Tonträger. Kein Wunder also, dass sein Konzert in Luxemburg mit großem Beifall belohnt wurde.

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