Jazzender Schlagerstar

Mit toller Musik und einer großen Überraschung ging die diesjährige 14. Auflage des Festivals "Jazz im Brunnenhof" vor 320 Zuhörern zu Ende.

Trier. Nachdem die Formation Brassolution und ihre kubanische Sängerin Niwver Navarro die mehr als 300 Zuschauer mit feurigem Latinjazz begeistert hatten, trat als "Shootingstar des Jazz" Guildo Horn auf die Bühne. In Anlehnung an den Stil der "Maynard Ferguson Big Bop Nouveau Band" spielen die herausragenden Musiker von "Brassolution" aus der Region "High-Energy-Brass", einen frechen, spritzigen, originellen und energiegeladenen Mix aus Big-Band-Sound und solistischen Höhenflügen. Das macht Spaß und reißt mit, um so mehr, als dieser Kurs mit Präsenz der kubanischen Sängerin Niwver Navarro lateinamerikanische Richtung einschlägt. Auch das Publikum gerät in Schwingungen. Salsa-Kurs-Absolventen müssen jedoch nach der Pause einpacken, denn das Konzert nimmt eine ungeahnte Wendung: Als Überraschungsgast wird ein neuer "Shootingstar" des Jazz angekündigt, und das ist kein anderer als Guildo Horn. Wie Fäkalsprachliches aus dem Mund eines Zuschauers andeutet, ist das nicht jedem recht. Horn, ganz souveräner Entertainer, schafft es jedoch, mit Humor und Schlagfertigkeit die Kluft zwischen intellektuellem Jazzpublikum, "ihr habt doch alle einen Abischnitt von 1,4", und ihm, dem "intelligenten Assi aus Trier Nord" zu überbrücken und mehr noch die Besucher für sich einzunehmen. Was er als Trierer Sinatra zusammen mit dem Gitarristen und Chef der "Orthopädischen Strümpfe", August Schrader, Saxofonistin Muschi Pansen und den zu jedem Spaß aufgelegten Brassolution-Musikern "garantiert ungedopt" auf die Bühne bringt, ist einfach spitze. Da gibt es eine rasante Latin-Version von Purs "Komm mit ins Abenteuerland" oder Swingausgaben von Westernhagen-Titeln wie "Sexy" oder "Es geht mir gut". Die pfiffigen Arrangements flechten augenzwinkernd Zitate aus "New York, New York" oder "Always look at the bright side of life" ein. Horn singt mit Bravour, gibt sich lässig-jazzig und mischt das anfangs skeptische Publikum so auf, dass es sogar Wolfgang Petris "Hölle" und zum Schluss "Polonaise Blankenese" mitsingt. Vor der Bühne wird teils ekstatisch getanzt, aufbrandender Applaus animiert zu etlichen Zugaben. Nach drei Stunden endet ein Finale von Jazz im Brunnenhof, das nicht anders als fulminant bezeichnet werden kann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort