KOLUMNE

Das war ja ein kurioser Auftritt am Montag bei der Kölner Staatsanwaltschaft. Wie Sie da schon reingegangen sind in das Justizgebäude, erst der Bauch, dann der Rest von Ihnen, und hintendran zwei Leute, von denen man nicht wusste, ob das Ihre Anwälte sind oder Bewachungspersonal, das Ihre Flucht verhindern soll.

Irgendwie sah das alles so aus wie bei "Big Boss" auf RTL, nur umgekehrt: Sie als armer Delinquent, und die Herren Staatsanwälte als düster blickende Bosse, die Ihnen zurufen: Jetzt wird es Zeit, dass Sie lernen, Dreck zu fressen! Gäbe vielleicht sogar Stoff für eine neue Sendung. Einen hübschen Titelvorschlag hätte ich schon: "Callis Kalamitäten". Natürlich glaube ich nicht wirklich, dass Sie das Spiel gegen 1860 München damals manipuliert haben. Nicht, weil ich Ihnen sowas nicht zutrauen würde. Schließlich haben Sie seinerzeit bei Big Boss auch schon gesagt "Wir spielen hier nicht Ringel-Ringel-Röschen oder Backe-Backe-Kuchen, wir meinen es ernst". Aber wie soll man heutzutage mit einer lächerlichen halben Million Euro drei Erstliga-Kicker kaufen, und dann noch spielentscheidende? So was kriegen die Jungs ja schon fürs Haargelen und Schienbeinschoner-Anziehen. 165 000 pro Nase, damit kann doch anno 2006 höchstens noch ein serbokroatischer Wettpate das Ergebnis der zweiten Insel-Liga auf den Kykladen verschieben, und das auch nur, wenn es um nix mehr geht. Ich kann mir auch gut denken, wie es zu dem unglückseligen Verdacht gekommen ist. Sie haben das Geld anderweitig gebraucht und mussten in der peinlichen Bayer-internen Befragung, deren Ergebnis dann bei der Staatsanwaltschaft landete, kurzfristig eine Ausrede erfinden, weil Sie den tatsächlichen Zweck der Ausgabe nicht verraten wollten. Wäre mir an Ihrer Stelle aber auch unangenehm gewesen, zuzugeben, dass das ganze Geld draufgegangen ist für Sitzverstärkungen an ihrem Tribünenplatz und die Erhöhung der Lasttragkraft des Aufzugs zur Vip-Etage, wo Sie einst nach den Spielen zu tagen und zu tafeln pflegten. Dieter Lintz

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