Keine Feier zum Geburtstag

Die Stadt Trier ist nicht nur die Heimat der exquisiten Tageszeitung, in der Sie gerade lesen. Die Stadt Trier hat auch sonst allerlei zu bieten: Hier und in der Umgebung gärt der beste Viez weltweit, antike Trümmer zieren malerisch das Stadtbild, und selbst ein paar römische Kaiser fanden die Moselmetropole absolut hauptstadtfähig.

Leider aber bleibt der Trierer mit diesen Pretiosen lieber unter sich. Darum verzichtet er auch bewusst auf übertriebene Außendarstellung seiner Stadt, die nur unnötig lästige Fremde anlocken würde. Wenn man dann doch mal nicht umhin kann, sich der Welt zu zeigen, greift man zu traditionellen Eventkonzepten wie etwa einer Gartenschau und pflanzt ein Eros-Ramazotti-Konzert in die Tulpen und Begonien. Statt dessen kann ein Tag wie heute wie jeder x-beliebige andere unbeachtet ins Land ziehen. Immerhin feiert heute Karl Marx, der berühmteste Sohn der Stadt, seinen Geburtstag! Und was ist mit Party? Niente! Klar: Marx, da denkt man gleich an Kommunismus, die Russen kommen… Da will man einfach nicht so gerne mit zu tun haben… Hallo! Die Russen sind mittlerweile längst da, und wer heute das Kapital liest, hält todsicher ein Finanzmagazin für Besserverdienende in den Händen. Was für eine Chance für einen kultigen Event wird da vertan! Karl-Marx-Day, live aus Trier. In Koop mit RTL: die erste Sozialistische Retro-Show. Man könnte die "Scorpions" und Gorbatschow einladen, die machen ja alles, um ins Fernsehen zu kommen, damit die zusammen in "The Dome" vorm Dom die "Internationale" rocken, und im Anschluss trennt dann im "Domino Day-Special" eine Originalnachbildung der Berliner Mauer aus Dominosteinen Trier-West vom restlichen freien Teil der Stadt, bis Gorbi die Kettenreaktion mit dem ersten gepfiffenen Ton vom "Wind of Change" auslöst, Wow! Danach weiß jeder, wo Trier liegt, aber das soll ja keiner, oder?

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