Kindergeschichte(n)

Max hat sich für sein Taschengeld ein ganz tolles Plakat mit Thomas Müller gekauft. Der ist nämlich sein Lieblingsfußballspieler.

 Peter Valerius steht vor einem mittelalterlichen Eingang im Trierer Domviertel. Über der Tür gibt es eine kunstvolle Verzierung. Solche Bilder über Türen nennt man Supraporten. TV-Foto: Archiv/Claudia Neumann

Peter Valerius steht vor einem mittelalterlichen Eingang im Trierer Domviertel. Über der Tür gibt es eine kunstvolle Verzierung. Solche Bilder über Türen nennt man Supraporten. TV-Foto: Archiv/Claudia Neumann

Natürlich ist Max auch Fan des FC Bayern. Weil schon alle Wände mit Wimpeln und Aufklebern des Fußballclubs voll sind, hat er das Plakat mit Stecknadeln über der Tür festgemacht. Jedes Mal, wenn Mama die Tür aufmacht, fällt ihr das Plakat auf den Kopf. "Nimm endlich das Bild da runter", schimpft Mama genervt. Papa kommt Max zu Hilfe. "Das Plakat ist doch Max\' Supraporte", lacht er. "So was gibt es sogar in Schlössern." Stimmt. Supraporte ist ein lateinisch-französisches Wort. Der lateinische Teil "supra" bedeutet "über". "Porte" ist französisch und heißt "Tür". Ein Supraporte ist also nichts anderes als ein Bild über der Tür, so wie Max\' Plakat. Das Wort wird allerdings nur für Bilder über Türen im Innern eines Gebäudes verwendet. Supraporten bekrönen die Tür, so wie sich Könige Kronen oder Menschen prächtige Hüte aufsetzen. Türen sind schließlich etwas ganz Wichtiges. Als Außentüren trennen sie Innen- und Außenraum. Innen im Haus werden durch Türen Zimmer getrennt oder der Durchgang von einem Zimmer zum anderen hergestellt. Führen sie auf den Flur, markieren Türen den Übergang vom geschlossenen Bereich eines Zimmers zur Durchgangszone des Hauses. Außentüren werden schon immer bekrönt. Jeder kennt die Schlossportale mit ihren Giebeln. Oder die halbrunden Felder über den Türen von Kirchen und Domen, die Tympanon heißen und mit vielen kunstvollen Figuren geschmückt sind. Die Bedeutung einer Tür auch innen im Gebäude durch Bilder und Aufbauten zu betonen, das wurde erst im Barock modern. Also in der Zeit vor etwa 300 Jahren. Ausgedacht haben sich das französische und italienische Handwerker. Sie begannen auf die Türrahmen reich verzierte Rahmen zu setzen, in die Gemälde eingefügt wurden. Manchmal wurden auch nur Bilder über den Türrahmen gehängt. Vor allem in Schlössern und den Häusern von Adligen waren solche Supraporten beliebt, aber auch reiche Bürger leisteten sie sich für ihre Häuser. Die Bilder über den Türen mussten natürlich zum restlichen Zimmer passen. Hatte etwa ein Zimmer Tapeten mit Landschaften, hängte man auch über die Tür ein Landschaftsbild. Da Max\' Zimmer mit lauter Fan-Sachen vom FC Bayern geschmückt ist, liegt er mit Thomas Müllers Plakat als Supraporte also völlig richtig. Hier in der Region gibt es noch viele Gebäude mit Supraporten, zum Beispiel in Schloss Malberg oder im Kurfürstlichen Palais in Trier. Eva-Maria Reuther

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