Krimiquark in der Steiermark

Ja, das ist kein Tippfehler: Die Krimikomödie "Dem Kroisleitner sein Vater" heißt wirklich so. Natürlich ist diese grammatikalische Turnübung auch kein Versehen, sondern verweist auf Inhalt und Schauplatz dieses kleinen, kräftig mit Lokalkolorit aufgeschlagenen Kriminalkomödchens: In einem kleinen Ort in der Steiermark wird der namensgebende Dorfpatriarch tot aufgefunden - vergiftet und mit bis auf die Knochen aufgescheuerten Knien.

Krimiquark in der Steiermark
Foto: michaela (g_kultur

Polizist Frassek, der ebenso wie Autor Martin Schult aus Berlin stammt und wie ebendieser nur mal ein bisschen Urlaub macht in Österreich, fällt den Landeiern natürlich sofort auf, wird so zuerst zum Verdächtigen und dann zum nebenbei ermittelnden Zuschauer einer Groteske, wie es sie wohl nur in einem kleinen Ösi-Dorf geben kann - oder zumindest, wie man sie sich als fremdelnder Großstadtdeutscher nur dort so vorstellt. Da geht es um alte Liebschaften, eine Star-Sängerin undercover, Streit, Schmerz, geheime Briefe, einen mysteriösen Fremden und einen versteckten Schatz - jeder der zahlreichen illustren Bewohner des Dörfchens bringt sein Paket mit, das auf den 300 Seiten nach und nach aufgedröselt wird, auf teilweise so verquere und konstruierte Weise, dass der witzig gemeinte Roman gerne mal auf die Nerven geht. Auch die scheinbare Entlarvung der Eigenheiten der Dorfmenschen lebt mehr von aufgequirlten Klischees als von wirklich treffender Parodie - das ist schade, wird all jenen, die Lust auf Alpenglühen, bissigen Humor und tarantinoeskes Chaos haben aber nicht den Spaß verderben. David Falkner
Martin Schult: Dem Kroisleitner sein Vater, Ullstein Verlag, 2017, 336 Seiten
18,00 Euro

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