Kurioser Sammelkosmos

TRIER. Wühlmausfang-Gerät, Hutkrempen-Nähmaschine, Gebiss-Kautschukpresse: Was immer das Alltagsherz oder unsere Sehnsucht nach Kuriosem begehrt, Heino Kirsts Raritäten-Kabinett hat es.

Bis unter's Dach gefüllt ist die einstige Schule im thüringischen Dorf Sieglitz, wo der gelernte Tischler lebt, mit alten Haushaltsgeräten, Werkzeugen, Schulartikeln, Kleidung, gebrauchten Einrichtungsgegenständen und vielem mehr. Skurriles, Praktisches oder einfach altmodisches Gerümpel: Heinos Sammlerlust und -fleiß bewahren es vor dem Vergessen. Seit 1985 tragen Heino und seine Frau Christel Gebrauchsgegenstände der so genannten Alltagskultur zusammen. Mit reinem Anhäufen von Gegenständen ist es freilich schon lange nicht mehr getan. Inzwischen hat Heino seine Schätze in Abteilungen geordnet und mit Hilfe von lebensgroßen Puppen in den alten Schulräumen zu "Unter-Welten" seines vielfältigen Sammlerkosmos inszeniert. Was wiederum den Fotokünstler Claus Bach faszinierte, der sogleich in Heinos Raum Installationen anregende "Spontankunstwerke" erkannte, über die nicht nur fotografisch nachzudenken sich lohnte. Bachs fotografische Annäherung an Heinos Sammlerwelt ist in Trier jetzt zu sehen. Was der Fotograf aus Weimar, der an der Europäischen Kunstakademie unterrichtet und sich in Trier bereits mehrfach mit seinen Arbeiten empfohlen hat, zeigt, ist gleichsam Kunst von der Kunst, eine Bildersammlung über eine tatsächlich existierende Sammlung. In lauter bunten Kleinformaten hat Bach Heinos Sammlung zu einem neuen Bild geordnet. Und damit der Bezug zu Heinos Gebrauchtwaren greifbar bleibt, hat er seine Bilder allesamt auf Pressplatten vom Sperrmüll aufgezogen. Der Betrachter sieht die Wandlung von der Spontankunst zum genau geplanten Kunstwerk mit Vergnügen. Heinos Rumpelkammer hat damit sozusagen eine höhere Weihe erhalten - und auch einen höheren Abstraktionsgrad. Auf jeden Fall ist der Gang durch die Bilder ausgesprochen vergnüglich - und neu oder auch wieder zu entdecken gibt es jede Menge in dieser seltsam heiteren Bilderwelt. Was auch deutlich wird, ist die heillose Besessenheit aller echten Sammler. Die Ausstellung ist bis Sonntag, 12. November, zu sehen. Öffnungszeiten: Freitags 17 bis 19 Uhr, samstags und sonntags 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung, Telefon 0651/9763840.

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