Laufenberg-Kolumne: Abschreibungs-Geschäfte

Michael Bolton wird heute 50 Jahre alt. Einen so großen Stellenwert, dass mehr als die Meldung dieser Tatsache wichtig wäre, hat der Mann nicht - zumindest nicht in Deutschland. Aber eine Sache macht Michael Bolton interessant. Zu seinen großen Erfolgen gehört der Titel "Love Is A Wonderful Thing" von 1991.

Michael Bolton wird heute 50 Jahre alt. Einen so großenStellenwert, dass mehr als die Meldung dieser Tatsache wichtigwäre, hat der Mann nicht - zumindest nicht in Deutschland. Abereine Sache macht Michael Bolton interessant. Zu seinen großenErfolgen gehört der Titel "Love Is A Wonderful Thing" von 1991.Und als diese Platte im Radio lief, werden sich die GebrüderIsley - als Isley Brothers seit Ende der 50er Jahre in den USAeine feste Größe - gefreut haben. Sie waren sicher zuerst derMeinung, sie würden ihren eigenen Titel gleichen Namens hören.Sie hatten ihr "Love Is A Wonderful Thing" 1966 veröffentlicht -ohne Erfolg! Dann hielten sie eine Platte von Michael Bolton inder Hand und sahen: Unter dem Titel stand als Autor MichaelBolton. Die Isleys zogen vor Gericht, und im Frühjahr 1994 verlorBolton einen Prozess gegen die Brüder. Er ging in Revision, unddie Angelegenheit zog sich über Jahre hin. Im Oktober 1999 fochtBolton ein Urteil an, das ihn wegen Plagiats zu einer Strafe von5,4 Millionen Dollar verurteilte. Damit ging das Problem in dasJahr 2000 - was den Richterspruch schließlich auch nichtveränderte. Und wenn man die Worte "Love Is A Wonderful Thing"nebeneinander hört, fällt selbst einem unmusikalischen Menschendie Ähnlichkeit auf. Warum sich Bolton da so ziert, istunverständlich und unredlich. Unredlich heißt im Griechischen"Plagios". Man spricht also von einem Plagiat. Das Urheberrechtsorgt dafür, dass nicht zu viele Noten unentgeltlich geklautwerden. Der Nachweis eines Plagiats ist oft schwierig. Dabei kannes durchaus vorkommen, dass sich jemand an eine Melodie anlehnt,die er vielleicht aus seinen Jugendjahren noch in Erinnerung hat.Genau das ist George Harrison passiert, dessen "My Sweet Lord"verteufelt "He\\\\\\'s So Fine" von den Chiffons gleicht.Kommentar von George: "99 Prozent der neueren Popmusik ähnelnirgendwelchen anderen Popsongs." Meister des Anlehnfachs istDieter Bohlen. Sein Titel "We Have A Dream" ähnelt verblüffend"You Needed Me" von Anne Murray. StefanRaab wies in seinerSendung nach, dass sieben Stücke vom Album "Deutschland sucht denSuperstar" - zurzeit Nummer 1 im Sucher-Land - in der einen oderanderen Form schon einmal auf dem Markt waren. Aber - wo keinKläger, da kein Richter! Frank Laufenberg

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort