Letzte Dom-Sinfonie

Generalmusikdirektor István Dénes hat zwar noch eine Konzertsaison vor sich, aber zumindest die von ihm und Josef Still ins Leben gerufene "Domsinfonie" wird man nach dem 8. Sinfoniekonzert nicht mehr hören. Hauptwerk des Abends war die Sinfonie Nr. 3 d-Moll von Anton Bruckner.

Trier. Generalmusikdirektor István Dénes und Organist Josef Still ist die "Domsinfonie" zu verdanken, die in Trier zu einer festen Konzertinstitution geworden ist. In den vergangenen Jahren spielten die Philharmoniker bei dieser Gelenheit etwa die siebte und zweite Sinfonie von Anton Bruckner. Dieses Mal stand die dritte auf dem Programm.Orgelkonzert F-Dur: Ansprechend

Den Auftakt machte aber das Konzert für Orgel und Orchester Nr. 1 F-Dur von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901). Er war zu seiner Zeit ein geschätzter Komponist und Kompositionslehrer, ist aber, bis auf seine Orgelwerke, weit gehend in Vergessenheit geraten. Das Orgelkonzert F-Dur ist ein gekonnt gemachtes und ansprechendes Werk. Vieles klingt "zu dick", es finden sich aber auch zarte und transparente Passagen. Rheinberger schreibt wie ein guter Kompositionslehrer, aber kaum wie ein großer Komponist. Domorganist Josef Still spielte das Konzert stilsicher und mit Verve, und das Zusammenspiel mit den Philharmonikern unter István Dénes klappte bestens, was bei dem fehlenden direkten Blickkontakt zwischen Solist und Dirigent nicht selbstverständlich ist. Der 1965 geborene Franzose Thierry Escaich gilt als einer der kreativsten Orgelkomponisten unserer Zeit. Seine Musik verbindet Klangpoesie mit formaler Klarheit und rhythmischer Intensität. Josef Still hatte "Évocation II" ausgewählt, ein Stück, das nicht zuletzt durch das Wechselspiel von lyrischen und drängenden Passagen besticht. Das "Drängen" besorgt eine sich durch das ganze Werk ziehende rhythmische Bassfigur, während die höheren Lagen mit Klang-Clustern und Akkordfolgen aufwarten und Melodisches praktisch nicht vorkommt.Orchester ist in guter Form

Anton Bruckners dritte Sinfonie d-Moll zeichnet sich aus durch spannungsvolle Kontraste zwischen sakraler Ekstase, heiterem und gelöstem Ländler-Ton und stiller Versenkung. Schon der Kopfsatz zeigte, dass das Orchester in guter Form war. Mit kaum verstärkten Philharmonikern war eine solche Sinfonie wohl nur in einem Raum wie dem Dom mit seinem sekundenlangen Nachhall zu realisieren. Der zweite Satz gab Holz- und Blechbläsern Gelegenheit zu wunderschönen Passagen. Dieses knifflige Adagio kann leicht auseinander- oder ineinanderfallen, aber diese Gefahr ließ Istvan Dénes nicht aufkommen und hielt alles zusammen. Im Scherzo gehen geradezu dämonisch wirkende Passagen unvermittelt in die erwähnten Ländler-Stellen über. Leider spielten die hohen Streicher da und dort recht unsauber. Im Schlusssatz schienen die für Bruckners kompositorische Architektur typischen Blöcke manchmal etwas zusammenhanglos nebeneinander zu stehen. Aber dann gelang es Dénes doch wieder, das Ganze zu einem einleuchtenden und zwingenden Ende zu führen. Warmer Applaus war der Dank für einen Abend, den das Publikum in dieser Form wohl nicht mehr erleben wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort