Liebe erträgt alles

TRIER. (gkl) Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Krebs, Joseph Haydn und Jens Josef standen auf dem Programm des sechsten Sinfoniekonzertes im Stadttheater Trier. Die Leitung dieses nicht ganz typischen Abends lag in Händen von Kapellmeister Franz Brochhagen.

Auf dem Programm des sechsten Sinfoniekonzertes der Trierer Philharmoniker fanden sich im Stadttheater diesmal Werke, die nicht zum üblichen Repertoire eines Sinfonieorchesters gehören. Unter der Leitung von Kapellmeister Franz Brochhagen schickten sich die Trierer Musiker an, Bachs erstes Brandenburgisches Konzert, BWV 1046, und die c-Moll-Sinfonie des Bachschülers Krebs lebendig werden zu lassen. Vorliebe für barocke Musik

Seine Vorliebe für Musik des Barock und der Frühklassik hat Brochhagen am Trierer Pult ja schon häufiger demonstriert. Komplettiert wurde der Abend durch Haydns Es-Dur-Sinfonie, Nr. 103 und der Neufassung von Josefs Konzert für Orchester, die hier ihre Uraufführung erlebte. Ein wenig wurde man in diesem Konzert an den Brief des Apostels Paulus an die Korinther erinnert, wo er im 13. Kapitel schreibt, die Liebe ertrage alles, glaube alles und hoffe alles. Ähnliches konnte man hier von der Bachschen Musik sagen. Brochhagen bemühte sich deutlich um einen barocken, leichten und luftigen Klang, ließ mit einer sehr kleinen Besetzung musizieren. Den Willen zur Authentizität belegte er auch mit der Tatsache, dass Petar Entchev seinen Solopart, im Original für Violino piccolo geschrieben, auf einer halben Geige interpretierte. Aber auch wenn die Schönheit der Musik immer wieder durchschien, richtig überzeugen konnte Brochhagen nicht. Dafür war alles zu schwerfällig, dafür fehlte der Esprit. Ebenso erging es der Krebsschen Sinfonie. Wenngleich es richtig ist, dass Krebs sich in seinen Orchesterwerken schon der Klassik zuwendet, bedeutet dies doch nicht, dass man ihm dadurch einen voll besetzten Streicherapparat zumuten sollte. Dieser verschlang viele der schönen und filigranen Einfälle, mit denen dieser orchestral nahezu unbekannte Komponist aufwartet. Heimisch fühlten sich die Musiker offensichtlich bei Haydn, dessen "Sinfonie mit dem Paukenwirbel" elegant und geistreich den Saal des großen Hauses erfüllte. Eigentlich hätten diese drei Werke für einen Konzertabend ausgereicht. Völlig unverständlich zwängte Brochhagen aber noch Josefs Konzert hinein, das dieser extra für Trier überarbeitet hatte. Ein großes Konglomerat an Klängen und Geräuschen, die teilweise an Urwaldtrommeln und das SOS-Signal aus dem Morsealphabet erinnerten. Aber es gab auch durchaus einige, wenn auch wenige ansprechende Momente. Im Programmheft war zu lesen, das Werk sei für den Komponisten ein Beispiel für "seinen Begriff von Musik als gestaltete Zeit". Das Publikum dankte dem anwesenden Josef mit freundlichem Applaus für diesen Zeitvertreib.

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