Mehr Zeitgeist für die Sauna

Aufregende Rückkehr: Die Alternative-Rocker Smashing Pumpkins sind zum Auftakt ihrer Welttournee nach sieben Jahren Live-Pause im Luxemburger "Atelier" gefeiert worden. In einer Woche spielen Billy Corgan & Co. als Top-Act bei Rock am Ring.

Luxemburg. (AF) Es gibt Rock-Konzerte, die sind schon legendär, bevor sie über die Bühne gehen. Der Auftritt der Smashing Pumpkins in Luxemburg gehört dazu. Wegen des Trubels und Raunens. So einen Ansturm auf Karten hatte es in der Region wohl noch nie gegeben: Die 1100 Tickets für das weltweit zweite Smashing-Pumpkins-Konzert nach sieben Jahren Pause waren im Internet schneller weg als ein Kettenraucher zwei Kippen durchziehen kann. Da dürfte es fast leichter gewesen sein, den Kegel-Club mit Finalkarten für die nächste Fußball-EM zu versorgen. Heißt auch: Die Erwartung ist himmelhoch. An das neue, noch nicht veröffentlichte Album "Zeitgeist". Und an die Show, eine fürs Langzeitgedächtnis. Die Erinnerung im Kopf. Denn Fotos zu machen wird auch der Presse nicht erlaubt. Donnerstagabend im "Den Atelier": Die Zuschauer - das Gros ist zwischen 25 und 35 Jahre alt - bollern den Klub auf Sauna-Ambiente. Schweißtropfen kreuzen erste Falten, tropfen von Nasenspitzen. Auf der Bühne steht Sänger Billy Corgan (40), die Glatze frisch rasiert, wie die ganze Band fast komplett in Weiß gekleidet. Nur ein geringeltes Longsleeve unter dem kurzärmligen Hemd hebt sich ab. Der Auftakt passt: "Lucky 13", früh folgt die Hymne "Today", ein Publikums-Liebling. Später folgen 90er-Hits wie "Tonight" oder "Disarm". Die Band hatte schon früher den Ruf, spielerisch weit vorn zu sein. Das setzt auch die neue Besetzung fort. Nur Corgan und Schlagzeuger Jimmy Chamberlin sind noch aus der Stammbesetzung dabei. Dass Ginger Reyes (Bass), Jeff Schroeder (git) und Lisa Hamilton (keyb) erst ihr zweites Pumpkins-Konzert nach der Premiere am Dienstag in Paris spielen, hört man nicht. Im Rampenlicht steht aber Corgan, der Mann mit der charismatischen nasalen Stimme. Seine ersten Worte ans Publikum gibt es erst nach einer Dreiviertelstunde ("thank you"). Später folgen sogar vollständige Sätze. Was aber nicht einmal nötig wäre, weil die Musik für sich spricht. Beim dichten, fast dreistündigen (!) Konzert gibt es dennoch kleine Durchhänger, wenn auch begründete: Die klimatische Hallen-Huldigung an Sumatras Regenwälder schlaucht. Zudem zündet nicht jedes "Zeitgeist"-Stück beim ersten Hören. Die Wechsel aus schneidender Gitarre und Melancholie sind schwere Kost. Aber der Zeitgeist wird wachsen - das steht fest.

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