Stattdessen: Talkshows, Streitgespräche, Auftritte, Lesungen und direkt noch ein neues Buch hinterher, solange noch was zu verkaufen ist. Prompt sind Sie auf die Nase gefallen. Das kommt davon, wenn Frauen, statt in der Küche zu bleiben, den Männern in die Arbeitswelt hineinpfuschen. Aber das wissen Sie ja besser als ich.Gut, das mit dem Adolf war jetzt auch nicht so ganz geschickt. Irgendwie kam mir das Argument von meinem Opa her noch bekannt vor. Der hat auch immer gesagt, der Hitler sei ja kein Feiner gewesen, aber das mit den Autobahnen hätte er doch ganz gut gemacht. Das hat mich damals schon geärgert, aber ich konnte es zumindest verstehen. Nachdem die Generation meines Großvaters für den Nazi-Wahn zehn schreckliche Jahre ihres Lebens im russischen Winter zubringen musste, wollte man hinterher wenigstens irgendwas finden, was nicht beschissen war. Und wenn es nur die Autobahnen waren. Aber Sie waren doch gar nicht in Stalingrad. Sie haben eigentlich nicht den geringsten Grund, "das Gute" an der Nazizeit zu suchen. Zumal die Mutterkreuz-Ideologie mit ihren Wurf-Prämien und dem Aufopferungs-Wahn bestimmt nix Gutes war. Womöglich haben Sie das alles auch einfach nicht verstanden. Inzwischen denke ich verschärft darüber nach, ob der Umstand, dass Sie in ihrer Talkshow immer ziemlich hohle Fragen gestellt haben, gar nicht - wie vermutet - mit dem intellektuellen Niveau der Sendung, sondern mehr mit dem Ihren zu tun hat. Egal. Ihr Buch mit dem Untertitel "Warum wir die Familie retten müssen" wird sicher wieder massenhaft gekauft. Das ist doch auch vollkommen logisch, wenn eine Frau wie Sie, die das vierte Mal verheiratet ist, unsereinem Spät-68er, der es in einem knappen Vierteljahrhundert gerade mal auf eine einzige läppische Ehe gebracht hat, das mit der intakten Familie aus Expertensicht erläutert.Na ja, ein Gutes hat die Sache: Wie werden uns Ihre ewige Leier in Zukunft nicht mehr ganz so oft im Fernsehen anhören müssen. Kerner hat Sie schon ausgeladen, da werden die restlichen politisch-korrekten Langweiler bald folgen. Wenn sich Deutschland schon mal aufregt, dann richtig, egal wie nichtig der Anlass ist. Vielleicht erspart man uns im Gegenzug dann aber auch die anderen nervtötenden Heilsbringer, die uns erzählen wollen, wie wir Familienleben und Erziehung zu organisieren hätten: Den unvermeidlichen Alt-Internatsdirektor im Autoritäts-Wahn, Emma Schwarzer mit ihrer "Nur berufstätige Frauen sind stark"-Ideologie, Frau Lafontaine mit ihrem "Mami gehört an den Herd"-Gewäsch. Am besten, Sie gründen alle gemeinsam eine WG und beraten sich gegenseitig. Dieter Lintz