Mensch... Erwin Huber!

Da hatten wir doch gedacht, mit Kurt Beck hätte sich die Halbwertszeit für deutsche Parteivorsitzende endgültig auf dem niedrigsten Wert eingependelt, da setzen sie noch eins drauf: Genau 365 Tage hat's gedauert, bis sich Ihr Griff zur Macht als Griff ins Klo entpuppte.



Dabei hätten Sie nur ein bisschen geduldiger sein müssen und einfach abwarten, bis sich der Stoiber Edi bei der Landtagswahl als Spitzenkandidat ohne Ihr weiteres Zutun ins Abseits stammelt. Dann hätte der die Quittung fürs Runterwirtschaften der CSU gerechterweise selber zahlen müssen, statt Sie auf der Zeche sitzen zu lassen. Und der Herr Huber samt seinem Tandem-Partner Günther Beckstein ("Tret' du, ich lenke") wäre zutiefst betrübt am Wahlabend vor die Kameras getreten, um seine Bereitschaft zu bekunden, die CSU zu retten.

Aber nein, es konnte Ihnen ja nicht schnell genug gehen. Und da schnappt man sich in der Eile aus dem Kleiderschrank schon mal einen Anzug, der ein paar Nummern zu groß ist. Immerhin hat den ja auch mal der Franz-Josef Strauß getragen. Seien Sie froh, dass der nicht mehr lebt, der hätte Sie nämlich bei den Ohrwascheln gepackt und nach Alaska zum Ananaszüchten abkommandiert.

Ein CSU-Vorsitzender, das hätte Ihnen der Franz-Josef noch mit auf den Weg gegeben, darf ja alles mögliche sein: frech, skandalträchtig, machthungrig, radikal. Aber nie so farblos, dass neben ihm selbst dieser Oberbuchhalter von der bayerischen SPD, dessen Namen man immer vergisst, geradezu wie ein Original wirkt.

Na ja, Schwamm drüber. Ich würde Ihnen ja raten, die Sache von der positiven Seite zu sehen: Es bleibt Ihnen einiges erspart. Als gedemütigter Koalitions-Sucher hätten Sie sonst mit Frau Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP oder gar Frau Pauli von den freien Wählern verhandeln müssen. Lauter Krampfhennen, wie das Ihre seligen Parteifreunde Strauß und Streibl zu formulieren pflegten.

Und keine Angst: In Bayern steht ein gescheiterter CSU-Politiker nicht lange auf der Straße. Der nächste Posten wird bestimmt bald frei. Wie wär's bei Bayern München auf der Bank? Im Gegenzug könnte der Klinsmann ja Motivations-Trainer im Maximilianeum werden.

Dieter Lintz

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