Misstöne aus dem Probenraum

Es war so schön gedacht: Pünktlich zum Start des neuen Generalmusikdirektors sollte das Orchester des Trierer Theaters in die dringend benötigten neuen Proberäume umziehen, öffentlich präsentiert bei einem Tag der offenen Tür. Stattdessen gibt es Pleiten, Pech und Pannen - Ende offen.

 Die Trierer Philharmoniker sind im Orchestergraben Enge gewöhnt – bei den Proben brauchen sie mehr Raum. Foto: TV-Archiv

Die Trierer Philharmoniker sind im Orchestergraben Enge gewöhnt – bei den Proben brauchen sie mehr Raum. Foto: TV-Archiv

Trier. Seit Jahren stöhnt das Philharmonische Orchester der Stadt Trier unter den erbärmlichen Bedingungen im Theater-Probenkeller. Zu laut und dröhnend, zu klein, zu stickig für die fast 50 Musiker: Das wird jedem schnell deutlich, der eine Probe besucht.

Vor wenigen Monaten schien mit dem Pfarrsaal Christkönig in Trier-West Abhilfe gefunden. Die Pfarrei war zur Vermietung bereit, das Orchester traf sich mit seinem neuen Chef Victor Puhl zu einer Probe, der Raum wurde für gut befunden. Schnell war man sich handelseinig, das Theater verkündete die feierliche Eröffnung am 17. August (der TV berichtete) mit mehreren Konzerten. Das Orchester ging wohlgestimmt in den Sommerurlaub. "Wir sind davon ausgegangen, dass alles klar geht, sonst hätten wir uns nicht so weit aus dem Fenster gehängt", sagt Orchester-Vorständlerin Ursula Heckmann.

Aber offenbar hatten die Verantwortlichen versäumt, das Kleingedruckte zu klären. Als die Pfarrei den Mietvertrag schickte, fühlte sich niemand dafür zuständig. "Das ist wohl im Theater irgendwie hängengeblieben", vermutet Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink.

Erst als die neue Verwaltungs-Chefin Heidi Schäfer Anfang August ihren Dienst aufnahm, kam Bewegung in die Sache. Sie sichtete den Vertrag und stellte offensichtlich fest, dass mögliche Kosten für Herrichtung, Versicherung, Einbruchschutz ebenso wenig geprüft worden war, wie die rechtliche Korrektheit insgesamt.

Der eingeschaltete Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink entschied nach mehreren Tagen Bedenkzeit, den Umzug in den neuen Probenraum ebenso wie die öffentlichen Festivitäten zu streichen, "solange die Bedingungen nicht abgecheckt sind". Seine Kritik am Intendanten: Das Theater habe "in freudiger Künstlermanier etwas verkündet, bevor die Sache in trockenen Tüchern war".

Das klingt nach einer zwar peinlichen, aber reparablen Panne. Doch Holkenbrink will sich keineswegs darauf festlegen, dass nach abgeschlossener Prüfung das Orchester tatsächlich in sein neues Domizil einzieht. Es sei denn, so seine Bedingung, dass das Theater "die Zusatzkosten mit allen Rattenschwänzen über seinen Etat abdeckt" - was kaum machbar sein dürfte. Holkenbrink will Bau-, Rechts- und andere Ämter hinzuziehen, das klingt nach einem langwierigen Prozedere. Geld, so viel macht er klar, habe er aber "auf jeden Fall nicht". da könne höchstens "der Kulturausschuss prüfen, ob er anderswo was sparen will". Letzterer wird sich aber erstmal wundern. Er habe vom neuen Probenraum "überhaupt erst aus der Zeitung erfahren", sagt SPD-Kultursprecher Peter Spang.

Die Gelackmeierten bei dem ganzen Debakel sind die Musiker, die sich auf neue künstlerische Entwicklungsmöglichkeiten gefreut hatten. Und nicht nur das: Ursula Heckmann verweist kategorisch auf die seit März gültige EU-Lärmschutzverordnung: "Wie bisher geht es einfach nicht mehr". Wenn der gute Wille des Orchesters endet, droht dem Trierer Theater weit Schlimmeres als ein verkorkster Saisonstart.

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