Mit Witz, Charme und Tiefe

Nicht zum ersten Mal war Gerard Brooks als Organist zu Gast in der Konstantin-Basilika. Schon vor 22 Jahren kam der Brite von der Themse an die Mosel. Vielleicht mit ein Grund, warum er mit der Basilika-Orgel so exzellent zurecht kam.

Trier. "Ich bin jetzt schon fast 10 Jahre an der Basilika tätig. Aber wenn Gastorganisten hier konzertieren, erlebe ich die Orgel immer wieder neu. Heute war ich ganz besonders begeistert von der Klangvielfalt, die in diesem Instrument steckt." So äußerte sich Martin Bambauer, Kantor der Konstantin-Basilika, nachdem die letzten Töne des Konzerts von Gerard Brooks aus London verklungen waren. Brooks schaffte es aber nicht nur, Bambauer vom Instrument und von seinen Spielkünsten zu überzeugen. Der überaus kräftige Applaus der zahlreichen Konzertbesucher am Ende des Abends belegte, dass Brooks auch bei ihnen geglückte Überzeugungsarbeit geleistet hatte.

Den Auftakt des Konzertes bildete Joseph Bonnets "Étude de Concert", ein Bravourstück für den Virtuosen. Meisterhaft entledigte sich Brooks der gestellten Aufgaben, zeigte dem Publikum an: Technisch haben sie heute Einiges zu erwarten. Aber auch die musikalische Seite konnte sich mehr als nur sehen lassen. Felix Mendelssohn Bartholdys sechste Orgelsonate stand als nächstes auf dem Programm und konnte nur begeistern. Hier rückte die vorhandene Spielkunst zugunsten der Interpretation fast schon in den Hintergrund.

Großes Farbspektrum der Schuke-Orgel



Frei von jedem romantisch-verklärtem Pathos setzte sich Brooks mit der Vater-Unser-Sonate auseinander, nutzte das große Farbspektrum der Schuke-Orgel.

Zu einer tiefen Verbeugung vor Alexandre Boely gerieten dessen drei Werke, die nach Voluntarys von Henry Purcell und William Boyce auf dem Programm standen. Vielfach wird gerade auf die englische Orgelmusik ein wenig mitleidig herunter geschaut, und auch die Programmmusik von Boely genießt nicht gerade den besten Ruf. Zu unrecht, wenn man das Spiel von Brooks gehört hat. Mit Witz und Charme, aber auch mit Tiefe widmete er sich den Werken.

Die französische Romantik bildete den Abschluss des Konzertes, und hier zeigte sich mit Camille Saint-Saëns "O salutaris" und der Fantasie Nr. 3 in ganz besonderer Weise, wie sehr der Brite sich mit der Orgel und ihren Möglichkeiten auseinandergesetzt hatte. Seine treffenden Aussagen wurden getragen von einem romantischen Klangbild, das man diesem Instrument auf den ersten Blick gar nicht zutrauen würde. Als Finale schlug Brooks mit "Marche de Fête" von Eugène Gigout noch einmal den Bogen zu dem Beginn des Konzertes und begeisterte mit seiner Finger- und Beinfertigkeit. Ein Abend, der sich gelohnt hat.

Am Mittwoch, 6. August, erwartet Kantor Martin Bambauer um 20.30 Uhr mit Samuel Kummer den Organisten der Dresdener Frauenkirche in der Konstantin-Basilika.

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