Mit einem Schuss Humor

Ein Kongress über Blasmusik brachte das Ensemble Canadian Brass als konzertanten Höhepunkt ins Trifolion nach Echternach. Neben einem musikalischen Hochgenuss boten die Künstler auch eine humoristische Bühnenshow.

 Einer von fünfen: der Trompeter Jeroen Berwaerts ist Mitglied bei Canadian Brass. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Einer von fünfen: der Trompeter Jeroen Berwaerts ist Mitglied bei Canadian Brass. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Echternach. (gkl) Man schrieb das Jahr 1970, als eine Erfolgsgeschichte ihren Anfang nahm, die immer noch weiter geschrieben wird und offensichtlich noch lange kein Ende hat. Es geht um das Bläserensembles Canadian Brass, das seit nunmehr 38 Jahren die Musikwelt begeistert, ganz gleich, in welchem Erdteil es denn gerade auftritt. Zum Kongress der Internationalen Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Blasmusik (IGEB) im Großherzogtum Luxemburg war das Quintett ins Echternacher Trifolion eingeladen worden und spielte dort, man sollte es kaum anderes erwarten, vor ausverkauftem Haus. Es ist die Mischung aus Humor und Ernst, aus Augenzwinkern und stilistisch strengem Musizieren, das die Auftritte der Kanadier immer zu einem Erlebnis werden lässt. Schon die Tatsache, dass die Musiker im schwarzen Anzug auf die Bühne marschieren, dazu aber weiße Turnschuhe tragen, übrigens ein deutsches Fabrikat mit drei schwarzen Streifen, zeigt an, dass auch gelacht werden darf, wenn hier die Trompeten, das Horn, die Posaune und die Tuba erklingen. Auch die Kommentare, mit denen die Musiker abwechselnd durch das Programm führen, sprechen hier eine deutliche Sprache. So gratulierten sie den Echternachern zu ihrer großartigen Konzerthalle und bedankten sich dafür, "dass man das Trifolion extra für sie erbaut habe." Das Programm des Echternacher Abends startete mit erwartungsgemäß hohem Level, um sich dann im Laufe der Zeit zu steigern. Angefangen bei alter Musik von Gabrieli, Bach und Vivaldi. Gnadenlos gute Bläsertechnik verband sich mit humorvollen Kommentaren, etwa wenn es bei einem Concerto von Bach/Vivaldi hieß: "Das Adaggio ist der schönste langsame Satz, den Bach je bei Vivaldi gestohlen hat." Oder aber, wenn das Notenbüchlein für Anna Magdalena quasi als eine Beschäftigungstherapie für Bachs Ehefrau dargestellt wird, weil Bach selber ja ständig arbeitete. Der einsame Höhepunkt des Konzertes, zu dem sich Canadian Brass über Musik von den Beatles (Penny Lane) und einem Glenn-Miller-Medley hin arbeiteten, war eine Oper, die Peter Schickley für das Ensemble geschrieben hat. Inhalt des "garantiert sopranistinnenfreien Werks" war eine musikalische Umschreibung der Entstehung des wilden Westen, bei dem die frühere Fernsehserie "Rauchende Colts" Pate gestanden hat. Entsprechend lautete der Titel "Horn Smoke". Es war kein Klamauk, was die Trompeter Joe Burgstaller und Jeroen Berwaerts, Hornist Jeff Nelson, Gene Watts an der Posaune und Tubist Chuck Daellenbach hier boten. Aber die musikalisch perfekte Bühnenshow war schon ein Angriff auf das Zwerchfell, bei der nicht nur der über fünf Minuten lang auf dem Rücken liegend spielende Daellenbach dem Publikum höchsten Respekt abforderte. Ein entsprechend jubelndes Publikum entließ die Musiker auch erst nach zwei Zugaben.

hintergrund

Canadian Brass ist eines der bekanntesten Blechbläserquintetts der Welt. Eugene Watts und Charles Daellenbach gründeten es 1970 in Toronto. Das Repertoire reicht vom Barock bis zur modernen Unterhaltungsmusik. Das Ensemble hat über 5000 Auftritte weltweit durchgeführt und mehr als 60 Tonträger aufgenommen. Markenzeichen von Canadian Brass ist die Praxis, neben dem obligatorischen Frack für Kammermusiker in weißen Turnschuhen aufzutreten.

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