Mit neuer Technik zu neuem Ausdruck

MEHRING. Man muss nicht in den Metropolen dieser Welt oder bei großen Namen suchen, um ungewöhnliche künstlerische Ausdrucksformen zu finden. Im Moselort Mehring hat der Künstler Max Mehring nach jahrelangem Probieren eine besondere Maltechnik entwickelt.

"Wie kann ich intensive Leuchtkraft von Acryl-Farben mit den leichten, für Aquarellmalerei charakteristischen, wolkigen Verläufen verbinden?" Diese Frage stand am Anfang einer langen Experimentierphase, die schließlich eine aufwändige Maltechnik hervorbrachte: "MaxAcryl", benannt nach ihrem Schöpfer Max Mehring. Der russischstämmige Künstler mit dem bürgerlichen Namen Sergej Kuhn hat damit ein Medium gefunden, das die Ausdruckskraft seiner Bilder um ein Vielfaches steigert. Max Mehring malt überwiegend Stadt- und Landschaftsansichten, die sich durch lebhafte Dynamik und expressive Farbigkeit auszeichnen. Er setzt leuchtendes Orange-Rot strahlendem Blau gegenüber, oder lässt eine Berglandschaft in kühnen Violett- und Magenta-Tönen prangen. Dabei dient ihm die Farbe zur Erzeugung einer Illusion von Tiefe und Raum. Doch das sei ihm mit konventionellen Techniken nicht weit genug gegangen. "Die eine Technik brachte intensive Farben, die andere das Fließende, Spontane." Mit MaxAcryl hat er nun beides kombiniert. Auf eine Glasplatte trägt er zunächst die Farbschichten auf, die später auf der Bildoberfläche zu sehen sein sollen. Und dann beginnt die Freiheit der Entscheidung, wie es mit dem Hintergrund weitergehen soll. "Das ist ein riskantes Spiel mit den Farben, jedes Mal ein kleines Experiment", sagt Max Mehring. Oft schalte sich der logisch denkende Teil seines Hirns ab. "Der Arbeitsprozess ist eine ständige Balance zwischen Kontrolle und Loslassen, wie eine musikalische Improvisation." Bis zum Schluss bleibt die Unvorhersehbarkeit des Resultats, denn das Bild wird spiegelverkehrt aufgebaut und lässt wegen der Gefahr herabfließender Farbe nur wenige prüfende Blicke zu. Der Prozess kann zwischen drei und fünf Tagen dauern. Dann wird die dicke Farbschicht abgelöst und umgekehrt auf Leinwand übertragen. Bis zur heutigen Vollendung der Technik war das die größte Schwierigkeit, denn es gab Blasen oder Risse, und nicht selten waren die Kunstwerke unwiederbringlich verloren. Doch Max Mehring und sein Förderer und Freund Gerd Madert gaben nicht auf. Der kunstbegeisterte Geschäftsmann aus Mehring hatte den in Russland zum Künstler und Fremdsprachenlehrer ausgebildeten Kuhn kennen gelernt, als dieser mit seiner deutschstämmigen Frau in Trier einen Praktikumsplatz suchte. "Ich habe schnell sein Talent wahrgenommen", sagt Madert, der Kuhn alias Mehring ein Atelier in seinem ehemaligen Elternhaus einrichtete. Seit Ende der 90er-Jahre verbindet die beiden Männer eine kreative Arbeitsbeziehung. "Zwei Köpfe sind besser als einer", sagt Max Mehring, auch im Hinblick auf die Entwicklung von MaxAcryl.Bilder von höchster farblicher Intensität

Die Bilder in der neuen Technik sind von höchster farblicher Intensität, strahlen Klarheit und Frische aus. Durch die dicken, überlappenden Farbschichten entsteht nicht nur der Eindruck von impulsiver Dynamik und Bewegung, sondern auch von Tiefe und Raum. Max Mehring hat mit der künstlerischen Weiterentwicklung einen Weg beschritten, den schon viele berühmte Künstler gegangen sind. Gabriele Lohberg (Europäische Kunstakademie) sagt: "Es liegt im Wesen der Kunst, dass man immer neu experimentiert und kombiniert, um eigene Ausdrucksformen zu finden. Max Mehring hat auf jeden Fall eine ungewöhnliche Kombination aus alten Techniken entwickelt." Die Bilder sind im Malstudio Max Mehring, Deierbachstraße 11 in Mehring zu sehen, Tel.: 06502/995015. Im Januar folgt eine Ausstellung in der Galerie Schorten, Luxemburg.

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