Nicht Zutat, sondern Bereicherung

Trier · Noch ein Orgelzyklus in Trier? So mögen manche fragen. Das Eröffnungskonzert der neuen Reihe in St. Paulin zeigt indessen: Konzerte in diesem herrlichen Kirchenraum und auch an der vergleichsweise kleinen Orgel können für die heimische Orgelszene eine echte Bereicherung sein.

Trier. Ein starker, ein überzeugender Einstieg in die Pauliner Orgeltage. Dem G-Dur-Präludium von Nicolaus Bruhns gab Volker Krebs beim Auftaktkonzert Energie mit und dazu eine erstaunliche Transparenz. Krebs nahm dabei dem Fugato mit seinen zeittypischen Ton-Wiederholungen jeden akademischen Beiklang. Es ist die Intensität im Detail, die Deutlichkeit in der Miniatur, die dem Orgelspiel des Trierer Regionalkantors seine Präsenz verleiht. Und es ist ein sicheres Stilgefühl, das seinen Interpretationen Profil gibt.
Der Unterschied zwischen norddeutschem Barock (Bruhns: offensiv und obertonreich) und süddeutschem (Fischer, Muffat: mild und vokalnah) klingt in der Registrierung mit - auch der hell klingende und doch harmoniegesättigte Stil bei Arthur Honegger. Bei Arvo Pärt bleiben die Entwicklungen hinter der minimalistischen Klangfassade wahrnehmbar. Und mag Jehan Alains "2. Fantaisie" andernorts weiträumiger und meditativer wirken - Krebs findet dennoch zu der Verbindung aus mystischer Versenkung und ekstatischem Aufbruch, von der diese Komposition lebt.
César Francks später a-Moll-Choral geht zweifellos an die Grenzen der nicht allzu großen Pauliner Orgel. Aber auch wenn sich stellenweise die Dynamik nivellierte und der Interpret den von Franck intendierten Farbenreichtum nicht immer erreichte - auch hier bestachen die Detailfreude des Organisten und dessen Fähigkeit zu großangelegten Entwicklungszügen.
Gerade in Strukturen, die Deutlichkeit verlangen und Fülle zugleich, zeigt sich der - sagen wir: Standortvorteil der Pauliner Orgel. Sie ist integriert - nicht nur in die herrliche Optik der Kirche, sondern auch akustisch. So gesehen ist dieser bescheidene Zyklus keine Zutat, sondern eine echte Bereicherung der Trierer Orgelmusik. Rund 70 Zuhörer waren beeindruckt. "Ich bin froh, gekommen zu sein", sagte eine Besucherin. mö
Weitere Konzerttermine:
8., 15., 22. und 29. September,
jeweils 19.30 Uhr

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