Nicht für dumm verkaufen

Sehr viel unglücklicher hätte der Start in die Suche nach einem neuen GMD kaum ausfallen können. Die Verwaltung hat, in der löblichen Absicht zügigen Vorgehens, Fakten geschaffen, der Rat wurde düpiert - völlig unnötig, weil ein sachlicher Konsens durchaus herstellbar gewesen wäre.

Es nützt wenig, dem nachzutrauern, jetzt gilt es, eine vernünftige Lösung für Trier zu finden. Das funktioniert allerdings nicht, wenn die eine Seite die andere für dumm verkauft. Zu behaupten, die Ausschreibung habe an der bestehenden Kompetenzverteilung zwischen Intendant und GMD nichts geändert, ist grotesk. Bislang gab es ein klares Unterordnungsverhältnis zwischen den Musikchef, der bei der Opernplanung allenfalls "mitwirken" durfte oder musste. Von den Festspielen keine Rede. Künftig ist er für "alle Aufgaben der Planung und Realisierung" zuständig, Festspiele inklusive. Selbstverständlich in Zusammenarbeit mit dem Intendanten als Letzt-Verantwortlichen. Aber jeder Bewerber wird die Ausschreibung so verstehen, dass er derjenige ist, der im Alltag beispielsweise Opern-Spielpläne ausarbeitet, Regisseure kontaktiert, Ensemble-Aufbau betreibt, Besetzungen festlegt. Anders gesagt: Dass er derjenige ist, der die ästhetische Linie und das inhaltliche Konzept des Musiktheaters maßgeblich prägt. Entweder das ist tatsächlich so. Dann vergackeiert man den Rat, wenn man so tut, als hätte sich nichts verändert. Oder man will das gar nicht. Dann führt man potenzielle Bewerber gezielt hinters Licht. Oder, dritte Variante: Man geht davon aus, dass es völlig egal ist, was Intendant und GMD zu sagen haben, weil in Trier ohnehin der Verwaltungsdirektor der Chef ist. Das wäre immerhin ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Theaterlandschaft. Aber kein gutes. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort