Purer Klarinettenklang im Kloster

Bernkastel-Wehlen · Giora Feidmann war mit dem Gershwin-Quartett im Kloster Machern zu Gast. Der charmante 81-Jährige spielte sein Instrument perfekt in all seinen Facetten.

 Giora Feidmann im Kloster Machern. Foto: Christina Bents

Giora Feidmann im Kloster Machern. Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Bernkastel-Wehlen Leise wie ein Windhauch erklingen die ersten Töne des Konzerts, mit denen Giora Feidmann beginnt, als er den Saal von hinten durchschreitet und zur Bühne geht. Auf seinem Weg wird sein Spiel intensiver, kraftvoller, manchmal flehend. Als er angekommen ist, setzen die Streicher des Gershwin-Quartetts mit ein, und das Tempo zieht an. Nach einem großen dynamischen Bogen endet es in einem durchdringenden Ton. Mit kräftiger Applaus zeigt das Publikum schon jetzt, wie sehr es Giora Feidmann und seine Mitmusiker vom Gershwin Quartett schätzt.
Feidmann selbst sagt: "Hier zu spielen ist wie nach Haus zu kommen." Acht Mal war er bereits im Rahmen des Mosel Musikfestivals zu Gast. Im Kloster Machern hat er schon Tonaufnahmen produziert. Hermann Lewen kennt er sehr gut. Seit 1992, um genau zu sein. Seine Wertschätzung für ihn drückte er musikalisch aus, indem er ihm ein Geburtstagständchen auf der Klarinette spielte. In seinem Programm spielte er auch Louis Armstrongs "What a wounderful world", bei dem die Streicher seine gefühlvolle Interpretation untermalten und das Violoncello die passenden Akzente setzte. Tänzerisch ging es mit Hava Nagila, einem hebräischen Volkslied, weiter. Das Violoncello, gespielt von Kira Kravtsov, spielte ein eindringliches Solo, dazu kam die Bassklarinette, die mit ihrer Tiefe dem Ganzen eine weitere Ebene verlieh. Das Gershwin-Quartett war an diesem Abend nicht nur Begleitung für den Weltstar an der Klarinette, sondern es gestaltete mit und ergänzte sich. Giora Feidman und Michel Gershwin gaben die Melodien in die Hände des jeweils anderen, der sie dann auf seine Weise fortführte und dabei den Kern nie aus den Augen verlor. Das Gershwin-Quartett bekam bei den Georigan Folk Songs, bei denen sie alleine spielten, sehr viel Applaus.
Die Besucher im ausverkauften Barocksaal waren bei "Donna, Donna" gefordert mitzusingen, was sie auch taten. Dabei waren sie sehr konzentriert und meisterten die Einsätze mit Bravour, was Giora Feidmann ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Sein Klarinettenspiel dazu war sehr hingebungsvoll. Bei "Nobody knows the trouble i have seen" swingt Feidmann, spielt schnelle Läufe, haucht und betont jeden einzelnen Ton, so dass seine Klarinette der menschlichen Stimme sehr nahkommt. Durch den entsprechenden Stil, beispielsweise Triller, Vibrato oder angeschnittene Töne, entlockt er seiner Klarinette Klänge, die Schluchzen, Weinen oder Jubel sehr ähnlich sind.
Zwischen den Stücken spricht Feidmann an, wie wichtig ihm der Friede zwischen den Völkern ist, und dass er nicht verstehen kann warum es immer wieder zu so viel Gewalt kommt, und wie viel Freude und Gefühl er und andere Menschen durch die Musik erfahren können. Mit Shalom chaverim, Friede sei mit euch, ging es in die Pause.
Einen musikalischen Dank an das Leben gab es mit dem gleichnamigen Stück "Gracias a la vida", das sich zwischen leichter Melancholie und tiefer Freude bewegte. Nahtlos ging es dann über in Carmina Burana, das weitläufig von den Musikern interpretiert wurde und auch mal einen "Oh du lieber Augustin" in der Melodie hatte. Zum Schluss sang das Publikum noch einmal mit Giora Feidmann, so dass dieser sich schon fast im Paradies fühlte, wie er sagte. Mit mehreren Zu gaben und stehendem Applaus ging der Abend zu Ende.

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