Römer, Ritter, Romantiker

TRIER. Clevere Vermarktung nach außen ist das A&O - sagen Tourismus-Experten. Ohne gemeinsame "Marke" und professionelle Buchungsmöglichkeiten hat die Tourismus-Region zwischen Mosel und Eifel keine Chance.

"Verona ist leichter zu buchen als Trier oder Mainz". Wenn Achim Schlömer von der Tourismus GmbH Rheinland-Pfalz diesen Satz ausspricht, kann er in der Regel auf verständnisvolles Kopfnicken rechnen. König Kunde will auch und gerade im Tourismus umworben sein. Und er ist anspruchsvoll. Der Anteil der Gäste, die gewohnheitsmäßig in eine bestimmte Region fahren, nimmt immer mehr ab. Es wird genau verglichen, wer was bietet. "Die Region verkauft sich unter Wert"

"Der Trend geht auch beim Kultur-Angebot zum Büffet", sagt Schlömer. Will heißen: Große Auswahl, leichte Erreichbarkeit, spontaner Zugriff. Die Kundschaft ist flexibel und schwer auszurechnen: "Morgens Aldi, abends Vivaldi" - Touristiker sind um flotte Sprüche nie verlegen. Wer da noch auf der Ebene der gemeindlichen Fremdenverkehrsämter agiert, gerät schnell ins Hintertreffen. Die Region verkaufe sich "völlig unter Wert", analysierte kürzlich der Direktor des Europäischen Tourismus Institutes (ETI), Martin Fontanari. Vor allem der Stadt Trier attestierte er Mängel, dabei könne sie "auf Dauer Kulturhauptstadt sein". Die Einsicht, dass Kultur und Tourismus besser vermarktet werden müssen, wächst. "In Trier ist man auf dem richtigen Weg, man hat es nur noch nicht überall erkannt", vermutet Thomas Metz, Leiter von "Burgen, Schlösser, Altertümer" und damit Herr über die antiken Stätten. Seit Jahren hat er als Vorreiter neue Konzepte für Amphitheater, Porta & Co. entwickelt. Aber ohne Koordination mit dem Umland geht es nicht weiter. Kulturreisende schätzen es, Attraktionen zu kombinieren: Events und Einkaufen, Leute und Landschaften, Bildung und Besäufnis. Die Region hat alles zu bieten, nur weiß keiner von dem anderen. Und wenn er es weiß, erzählt er es oft nicht, aus Angst, der Kunde könnte am Ende noch woanders Geld ausgeben. Der mangelnden Vernetzung nach innen entspricht das schwache Marketing nach außen. Es fehlt an einer gemeinsamen Dachmarke und an den Mitteln, sie auf dem Markt zu platzieren. Um die Schlagkraft zu erhöhen, hat das Land in den letzten Jahren die regionalen Fremdenverkehrs-Organisationen neu formiert, zum Beispiel in Form der "Moselland-Touristik". Jetzt will man den nächsten Schritt gehen und die "Marke" schaffen. Bei einer Konferenz von Touristikern und Kulturmachern in Trier stieß ein Slogan auf freundliches Interesse: "Römer, Ritter, Romantiker" - so soll die Rheinland-Pfälzische Kultur-Erlebniswelt unter einen Hut und auf einen Nenner gebracht werden. Da werden sich wohl kaum alle im Land repräsentiert fühlen, aber darum gehe es auch nicht, sagt Heidi Schumacher vom Mainzer Kulturministerium. Wolle man eine griffige Formulierung, müssten eben "manche Dinge wegfallen". Schließlich könne man nicht "das Omelette haben wollen und das intakte Ei". Praktiker wie Karl Kirch von der Weinwerbung Mosel-Saar-Ruwer mahnen unterdessen, über den hochfliegenden Plänen nicht die Hausaufgaben zu vergessen. "Entscheidend ist, ob wir die Idee der Zusammenarbeit nach innen vermitteln können", sagt der Winzer fast beschwörend: "Wenn jeder in seinem Ort weiter wurschtelt wie bisher, dann wird das alles nichts werden". Das Land setzt auf "runde Tische" in den Regionen. Und da ist Trier, das weiß man auch in Mainz, "weiter als anderswo".

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