Rot sind die Gefühle

Mit seiner neuen Produktion "So was wie Rot" hat der Jugendclub des Theaters Trier im Studio Premiere gefeiert. Souverän meisterten knapp 20 junge Darsteller die Herausforderung, ein abstraktes Thema in eine dichte Collage umzusetzen.

 Cassandra Koster, Dunja Kuhn, Clara Bülow, Katharina Krist (von links) sind die „Roten“. TV-Foto: Anke Emmerling

Cassandra Koster, Dunja Kuhn, Clara Bülow, Katharina Krist (von links) sind die „Roten“. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Rot steht für Blut, Leben, Liebe und Leidenschaft. Es ist eine Farbe, die viele Assoziationen zulässt. Genau damit spielt "So was wie Rot". Unter Leitung der Theaterpädagoginnen Sylvia Martin und Elke Reiter haben die 19 Mitglieder des Theater-Jugendclubs damit neue Wege beschritten und statt eines vorgegebenen Stücks eine eigene Collage aus Szenen um ein abstraktes Thema erarbeitet. Sie beginnt wie ein Musical, mit der von Violetta Mohr und Philipp Gonder gut gesungenen Annäherung eines Paares. Eine in Rot gekleidete Gruppe und deren in Grau-Schwarz gehüllte Gegenspieler trennen die beiden und setzen damit eine Szenenfolge in Gang, die unter anderem mit Originaltextauszügen das Romeo und Julia-Motiv aufgreift. Dazwischen entpuppen sich die rot gekleideten Figuren als "Ritzer", die über Selbstverletzung fachsimpeln oder ihren verzweifelten Wunsch, etwas fühlen zu können, hinausschreien. Auf geschickte Weise werden die scheinbar zusammenhanglosen Szenen verbunden. Einmal durch Textbezüge "Wen nichts verletzt, den erheitern Narben" (Romeo und Julia), dann durch stimmungsvolle, oft glutrote Beleuchtung, den witzigen Perspektivwechsel-Einfall der Jugendlichen, in die Haut von Blutplättchen im Körper einer Ritzerin zu schlüpfen und nicht zuletzt durch ihr sehr flüssiges Spiel. Vielen der Darsteller merkt man einige Bühnenerfahrung an, alle agieren überzeugend. Dabei mag es eine Rolle spielen, dass die vermeintlich abstrakte Collage nichts anderes umsetzt, als ein Mosaik von Befindlichkeiten, die das Leben Heranwachsender auf der Suche nach sich selbst, nach Erfahrungen und Orientierung prägen. Da werden Liebe, Sexualität, Einsamkeit, Trauer, Resignation, Wut, Hass, Konkurrenz und vieles mehr thematisiert. Wichtiges Element ist auch Musik, live gesungen kommen sowohl die "Caprifischer" als auch moderne Hits ins Spiel. Einer davon bildet den sehr passenden, weil auch in Bezug auf das Ritzerthema zu verstehenden Abschluss: "Bleeding Love".Es spielten: Clara Bülow, Marie Knobloch, Cassandra Koster, Katharina Krist, Dunja Kuhn, Nora Pollmeier, Miriam Schilling, Jana Trofimova, Philipp Gonder, Isabelle Bach, Max Dempfel, Natasha Earley, Hanna Emmerling, Nadine Hank, Davina Koster, Ana Martin Yuste, Violetta Mohr, Alexandra Wegel, Nadja Wollmann. Inszenierung: Sylvia Martin, Elke Reiter.Am Samstag, 17. Mai, um 19 Uhr ist das Stück noch einmal im Studio zu sehen.

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