Schlicht und blutleer

Metz · Seit seiner ersten Auslobung 1999 ist der Kunstpreis Robert-Schuman mit einer Ausstellung verbunden. In der ausrichtenden Stadt Metz ist jetzt zu sehen, was die vier teilnehmenden Städte ins Rennen geschickt haben. Diesjähriger Eindruck: weitgehend solide, aber blutleer und fantasiearm.

 Tisch gedeckt: Diese Arbeit von Julien Grossmann trägt den Titel „Sonntag“. Foto: Stadtverwaltung Metz

Tisch gedeckt: Diese Arbeit von Julien Grossmann trägt den Titel „Sonntag“. Foto: Stadtverwaltung Metz

(er) Der Preis ist ohne Zweifel heiß, was das Preisgeld von 10 000 Euro angeht. Die Kunst, die der Robert-Schuman-Wettbewerb 2009 in Metz präsentiert, lässt einen dagegen ziemlich kalt. Da bleibt das meiste von des Gedankens berühmter Blässe angekränkelt, um es mal mit Dichterfürst Goethe zu sagen.

Auch der erste Preisträger, der 26-jährige Metzer Künstler Julien Grossmann, der in Rotterdam arbeitet, bedient multimedial vor allem zeitgeistige Erwartungen. Schließlich sind auch Juroren Kinder ihrer Zeit. Seine Multi-Media-Installationen über die eigene Verunsicherung sind zwar schlüssig in der Bildfindung, ansonsten aber inhaltlich wie ästhetisch schlicht und auch im Zusammenklang von Installation, Video und Klang nicht überzeugend. Grossmanns stürzende Kronen oder sein unter die Decke gehängter sonntäglich gedeckter Tisch als Bild einer in ihren Werten erschütterten Welt sind sogar ausgesprochen platt. Solide, aber ausdrucksschwach: die Saarbrücker Maler und Lichtkünstler. Wie gut, dass es da die historischen Räume gibt, deren Ausstrahlung so stark ist, dass sie Kunst jedweder Art aushalten und mitmachen.

Die schöne romanische Kirche Saint-Pierre-aux-Nonnains beim Arsenal und die Eglise des Trinitaires mitten in der Altstadt sind denn auch die eigentlich spannenden Ausstellungsorte. In der Eglise des Trinitaires mit ihren malerisch abblätternden Putzen hat sich der 28-jährige Franzose Harold Guérin die Poesie des Verfalls zu eigen gemacht und sie in seiner Installation "Neige tuilé" (ein Dachstuhl mit tauender Schneedecke) verdichtet. Guérins Dialog zwischen Raum und Kunstwerk ist von großer Sinnlichkeit und die eindringlichste Arbeit dieser Schau. Der Kunsttempel, den der 1980 geborene Luxemburger Filip Markiewicz mit beißender Ironie als Installation "Kunstmesse" in Saint Pierre eingerichtet hat, mag ein wenig schwarz-weiß in der Aussage sein, aber durchaus nicht ohne Wahrheit.

Blutleer kommen dagegen die meisten Arbeiten in den beiden Galerieräumen in der Ecole des Beaux Arts und an der Place St. Louis daher. Da hält manch einen nur der Dialog mit seinen Nachbarn am Leben. Was die Trierer Künstler angeht, so kennt man gerade von Nicole Ahland und Karl Willems stärkere Arbeiten. Reizvoll: Markus Bydoleks üppige Vegetation im Gespräch mit Benoît Billottes hochabstrakten Zeichnungen. Wenig lesegerecht ist der Katalog. Es nervt, mit der Lupe die kaum leserliche weihnachtlich güldene Schrift zu entziffern und sich in der wirren Ordnung zurechtzufinden.

Extra

Die Ausstellung ist bis 3. Januar, Di-So 13.30 bis 18.30 Uhr, Ausstellungsorte: Ecole Supérieure d'Art de Metz Métropole, Eglise des Trinitaires, Centre d'Art Contemporain Faux Mouvement, Eglise St.Pierre aux Nonnains, www.metz.fr

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