"Solche Geschichten kann man nicht erfinden"

DAUN. Neues Buch, neue Wege: Der Krimiautor Jacques Berndorf alias Michael Preute hat einen Thriller über einen Agenten des Bundesnachrichtendienstes (BND) geschrieben. Dafür hat der BND erstmals einem Schriftsteller die Türen geöffnet und einen Ex-Agenten an Preutes Seite gestellt. Heute Abend liest der Autor aus seinem Roman im Forum Daun.

"Ein guter Mann" heißt der Thriller. Ein Titel mit doppelter Bedeutung: Protagonist Karl Müller ist ein "guter Mensch" und gut im Job als BND-Agent. "Ich darf und kann nicht ein kaltes Ding schreiben. Außerdem habe ich immer gewusst, dass ich mich mal um dieses Thema kümmern muss", erklärt Preute. Fast hätte der 69-jährige Schriftsteller das Buch nicht zu Ende bringen können. Er war im Frühjahr drei Monate lang schwer krank, mit lebensbedrohlichen Situationen. "Ich habe echt nicht mehr daran geglaubt, es noch zu schaffen", sagt Preute mit Blick über die qualmende Pfeife. Durch die Krankheit sei er gelassener geworden. "Ich reagiere auf kein Geschrei der Welt mehr", erklärt er kategorisch. Mit grauer Lockenmähne, Vollbart (auch neu) und Pfeife wirkt er wie ein Seemann, der viel gesehen und manche Klippe umschifft hat. Hat er auch, vor allem in den Zeiten als Stern- und Spiegel-Journalist. "Ich habe ganz systematisch und ohne es zu wollen, Details aus dem mehrmaligen Eintauchen in Geheimdienste im Gehirn gesammelt. Die Geschichte lag mir schon lange quer im Magen", erzählt er sehr plastisch über den Start zum BND-Thriller. Seine Kontakte und die Umstrukturierung des BND zum "Dienstleister unter besonderen Umständen" halfen ihm. Er legte den Plot vor, und der BND vermittelte ihn an einen Ex-Agenten. Ein Dutzend Mal hat sich Preute mit dem pensionierten Beamten in Pullach getroffen. "Ich musste ihn mir langsam erobern. Das Misstrauen sitzt tief", meint der Autor. Der Ex-Agent sei einige Jahre im mittleren Osten und davor zehn Jahre in Afrika eingesetzt gewesen. "Der war Agent sein ganzes Berufsleben lang. Neben Englisch und Französisch spricht er perfekt Türkisch und Arabisch", berichtet Preute. Der Thriller "Ein guter Mann" basiere auf realistischen Hintergründen. Der unterirdische Erdöl-See wurde tatsächlich in Syrien entdeckt. Die Informationen des BND-Agenten landen dann auch auf dem Schreibtisch von Bundeskanzler Schröder - und bei Finanzminister Clement. "Die Wirklichkeit ist so spannend. So eine Geschichte kann man gar nicht konstruieren", meint der erfahrene Journalist und Schriftsteller. Auch das Gefühl kommt dabei nicht zu kurz. Nach einer gescheiterten Ehe verliebt sich Protagonist Müller neu. Eine Zerreiß-Probe. Preute: "Die Frage ist nicht, ob die Beziehung die Belastung aushält, sondern ob sich die Liebenden überhaupt darauf einlassen." Ob Müller der Held der nächsten zwei Bände bleiben wird, steht noch nicht fest. Preute hat sich in "Ein guter Mann" jede Möglichkeit offen gelassen. Als "Stoff" für den nächsten BND-Thriller würden sich die Märkte in China anbieten. Der Autor hat einen Vertrag über drei Romane in der Tasche. Der Kontakt mit dem Heyne-Verlag erklärt sich quasi von selbst. Preute: "Den verlegerischen Leiter, Ulrich Genzler, kenne ich seit 35 Jahren, und mit dem Cheflektor Bernhard Matt bin ich befreundet." Mit Heyne hat Preute eine neue Dimension an Vermarktung hinter sich stehen. In der Juni-Ausgabe des Buchreports, den jede Buchhandlung in Deutschland erhält, wurde "Ein guter Mann" auf den ersten sechs Seiten in Hochglanz avisiert. "Deutschland braucht den besten: Jacques Berndorf", heißt es auf Seite zwei. Die Fans der Eifel-Krimis brauchen keine Angst zu haben. Preute hat schon die Idee für Nummer 13 im Kopf. "Dabei wird es um den Einfluss der katholischen Kirche in der Eifel gehen", verrät er augenzwinkernd. Als "Herzensangelegenheit" bezeichnet Preute die heutige Veranstaltung um 20 Uhr im Forum Daun. Ein Dankeschön für die vielen Infos, die er aus dem BND-Dienst bekommen habe.

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