Sonne, Mond und Särge

Neuer Berndorf, neuer Verlag, neuer Titel: Jacques Berndorf alias Michael Preute hat einen neuen Eifel-Krimi geschrieben. "Mond über der Eifel" erscheint zum ersten Mal als Originalausgabe im Hillesheimer KBV-Verlag. Ein Mord passiert mitten im Nationalpark Eifel. Kommt der Täter aus der Esoterik-Szene? Siggi Baumeister ermittelt.

 Krimifreunde im Visier: Jacques Berndorf hat einen neuen Eifel-Krimi geschrieben. Foto: KBV-Verlag

Krimifreunde im Visier: Jacques Berndorf hat einen neuen Eifel-Krimi geschrieben. Foto: KBV-Verlag

Hillesheim. Ein 13-jähriges Mädchen liegt tot auf dem Waldboden. Einen Tatverdächtigen hat die Polizei schon: Den Schamanen Jakob Stern. Der kennt sich aus mit Heilkräutern, ausgepowerten Managern und schönen Frauen. Und Geld hat er auch wie Heu.

Leichenfund in der Baumkrone



Problem ist nur: Angeblich kann er keiner Fliege was zu Leide tun. Das ruft den Journalisten Siggi Baumeister auf den Plan. Berndorfs Dauerheld vieler Eifel-Krimis ermittelt in "Mond über der Eifel" in der Esoterik-Szene. Denn kurze Zeit nach dem Tod des Mädchens passieren noch drei weitere Morde: Unter den Toten ist auch Jakob Stern, der erst vergiftet und dann in der Baumkrone einer "heiligen Eiche" festgebunden wird.

Baumeister, sein Freund Rodenstock, Kripobeamter a.D., und seine Freundin Emma, ehemalige holländische Kripobeamtin, machen sich auf die Suche nach den Tätern.

Was weiß die Hexe Griseldis? Was verrät der Blick in die Kristallkugel, und was hat das Gothic-Pärchen mit dem Fall zu tun? Hexenzirkel, Engel, Mondsteine, Reiki, Wicca: Baumeister schwirrt bald der Kopf, denn so richtig wohl fühlt er sich nicht mit dem ganzen Hokuspokus. Lange Zeit stochert er im Nebel, bis ihm langsam dämmert, dass die Mörder vielleicht doch von dieser Welt sind.

Da ist er endlich wieder: Pfeife rauchend, Lederweste tragend, tierlieb, selbstlos, fraulos und immer ein bisschen eigenbrötlerisch. Jacques Berndorf schickt seinen Helden diesmal in die weiten Gefilde der Esoterik. Dabei versucht er ernsthaft so viele Strömungen wie möglich zu erklären, kann aber auch nicht dem Versuch widerstehen, sich über einige Dinge lustig zu machen. "Ich weiß doch nicht mal, was Satanismus bedeutet", sagt Baumeister. "Erscheint da der Teufel persönlich? Kann man mit ihm sprechen? Kommt er mit seinem Pferdefuß angehoppelt?" Trotz des Spotts über manche Dinge wie Mondwasser, Amulette und andere Heilsbringer wird aber auch deutlich, wie gefährlich es bei manchen Gruppierungen zugehen kann. Land und Leute sind immer ein Thema in Berndorfs Krimis. So auch ganz aktuell die Sparkassenfusion, wo "die sehr gute" mit der anderen "sehr mittelmäßigen" Sparkasse verehelicht werden sollte. "Ein junger, christlicher Grande ist der Meinung, wenn die Politik befehle, hätten Sparkassendirektoren zu hüpfen", erklärt Baumeister seinen Freunden. In der Eifel wird viel geredet. Und da jeder jeden kennt, ist die Eifler Gerüchteküche für Siggi Baumeisters Recherchen auch in diesem Fall eine nicht unerhebliche Quelle. Fazit: Baumeister-Fans werden wieder gut bedient. Ein kerniger Held, ein gut recherchierter Hintergrund, ein überraschendes Ende. Wenn Siggi Baumeister eine Geschichte in der Nase hat, will er sie aufklären, auch, wenn er deshalb wieder mal in die Mangel genommen wird. Etwas unvermittelt taucht Emmas jüdische Vergangenheit auf. Der Atem stockt noch kurz vor Ende des Buchs: Rodenstock bricht bei Ermittlungen zusammen und liegt tagelang auf der Intensivstation. Sollte da im nächsten Krimi ein guter Freund fehlen? Das wird nicht verraten. "Mond über der Eifel" ist - auch ohne Mondwasser, Vollmond und Mann im Mond - ein spirituelles Vergnügen. Jacques Berndorf, "Mond über der Eifel", 348 Seiten, KBV-Verlag Hillesheim, 9,95 Euro

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