Still aber präsent

Am Sonntag jährt sich zum 40. Mal der Todestag des Trierer Bildhauers Heinrich Hamm. Zahlreiche Arbeiten in der Region zeugen von seinem Wirken.

 Heinrich Hamm arbeitete seit 1938 als freier Künstler und umging so die Zwangsmitgliedschaft in der NSDAP. Foto: privat

Heinrich Hamm arbeitete seit 1938 als freier Künstler und umging so die Zwangsmitgliedschaft in der NSDAP. Foto: privat

Trier: (er) Mit steinerner Miene sehen die beiden Damen die tägliche Besucherschar an sich vorüberziehen. Kaum einer weiß noch, wer der Schöpfer der kleinen Skulpturen am Eingang zu Nell`s Park in Trier ist. Die versonnene Gärtnerin und die junge Winzerin gegenüber gehören zu einer Handwerksserie, die Heinrich Hamm dereinst für das Moselufer geschaffen hatte. Die meisten davon sind beschädigt oder verloren. Die beiden Damen im Park wurden unlängst restauriert.

Als einen stillen, angenehmen Mann, der ganz in seiner Kunst lebte, haben Zeitgenossen den Trierer Bildhauer in Erinnerung, dessen Todestag sich am 24.August zum 40. Mal jährt. Wer sein Foto mit dem schmalen Gesicht und dem ernsten Blick sieht, glaubt das gern. "Mein Vater hat sich immer an kleinen Erfolgen freuen können, den ganz großen Ruhm brauchte er gar nicht", erinnert sich Hamms Tochter Roswitha.

Auch wenn Heinrich Hamm kein Aufhebens um die eigene Person machte, so weist doch etliches in der Region noch immer auf ihn hin. Für das Justizgebäude schuf er das Sgrafitto, die Kirchengemeinde Prüm verdankt ihm eine Kolossalstatue Karls des Großen, die allerdings derzeit im Prümer Bauhof lagert.

Stadtmuseum kaufte kürzlich eine Bronze von Hamm

 Kaum einer weiß noch, dass Heinrich Hamm der Schöpfer dieser und weiterer Skulpturen am Eingang zu Nell`s Park in Trier ist. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Kaum einer weiß noch, dass Heinrich Hamm der Schöpfer dieser und weiterer Skulpturen am Eingang zu Nell`s Park in Trier ist. TV-Foto: Eva-Maria Reuther



Zahllose Grabmale und Kruzifixe stammen aus seiner Hand. Unlängst hat erst das Stadtmuseum Simeonstift eine Bronze des einstigen Lehrers der Trierer Werkkunstschule erworben.

Um seine Wahlheimat Trier machte sich Hamm auch verdient, als er bei der Restaurierung des vom Krieg schwer beschädigten Kurfürstlichen Palais und des Kornmarktbrunnens mitwirkte. Was Wunder, dass seine Geburtsstadt Goch bei Kleve den Künstler in der Liste der berühmten Söhne der Stadt führt. Aus der niederrheinischen Kleinstadt kam der 1889 geborene Sohn eines Glas -und Theatermalers 14-jährig nach Trier. Der Ausbildung an der örtlichen Kunstgewerbeschule folgten Jahre an den Schulen in Köln und Düsseldorf. In den Rheinmetropolen arbeitete er anschließend bis zum Kriegsausbruch 1918.

Seit 1921 war er wieder zurück in Trier, wo er als Assistent von August van der Velde an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule tätig war. Das Dritte Reich machte ihm das weitere Lehren unmöglich. Der Zwangsmitgliedschaft in der NSDAP entzog er sich, indem er 1938 die Schule verließ, um fortan als freier Künstler zu arbeiten.

Noch immer steht sein Atelierhaus in Euren, heute als Wohnsitz seiner Tochter. Der französische Bildhauer Aristide Maillol prägte entscheidend Hamms Werk. Aber auch sein deutscher Kollege Wilhelm Lehmbruck und der Realismus waren ihm Vorbild. Neben Bronze und Stein gehörten auch Holz und Ton zu seinen Werkstoffen. Vor allem die spannungsvolle Dynamik seiner kleinen Bronzen fällt ins Auge. Ein Blick zurück auf Heinrich Hamm lohnt sich auf jeden Fall.

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