Subtile Intimität

Wittlich . (gkl) Das Duo "Moving Sounds" das sind Martin Stockhausen und Tara Bouman. Das Paar spielte in der Wittlicher Synagoge.

Intimität, mit diesem Ausdruck lässt sich wohl am besten beschreiben, was die Besucher des letzten Konzertes des Wittlicher Musikkreises in der Synagoge der Kreisstadt erleben konnten. Ein Abend, der Einblicke in die Persönlichkeit von zwei Musikern gewährte, wie es nur selten der Fall ist. Zu Gast war das Duo "Moving Sounds", bestehend aus der Klarinettistin Tara Bouman und dem Trompeter und Komponisten Markus Stockhausen. Der Name Stockhausen mag für das Konzert eine Hypothek gewesen sein, natürlich in Verbindung mit Senior Karl-Heinz, dessen vielfältiges kompositorisches Schaffen nicht unumstritten ist, und das vielleicht manchen vom Besuch des Wittlicher Konzertes abgehalten hat. So waren es verhältnismäßig wenig Musikfreunde, die sich auf den Flügeln des Phoenix wegtragen ließen, die erleben konnten, wie ein Flügelhorn mit einem Bassetthorn in einen Dialog tritt, die Zeugen wurden, wie ein Mann seiner Frau (und musikalischen Partnerin) eine Liebeserklärung macht, wie sie schöner nicht sein kann. Das Duo Stockhausen/Bouman gehört nicht zu den Musikern, die nach Effekten haschen, ihr virtuoses Können in den Vordergrund stellen, die unbedingt zeigen wollen, wie hervorragend sie ihre Instrumente beherrschen. Sie erzählen Geschichten mit der Musik, laden das Publikum ein, an ihrem Innersten teilzunehmen. Nicht in Form einer Nabelschau. Nein, auf sehr subtile Weise erzählen sie aus ihrem Leben, von ihren Anliegen und von ihren Träumen, wollen Anstöße geben bis zu einem klar abgegrenzten Bereich, an dem jeder, Musiker und Zuhörer, die Türen verschließen kann und mit sich alleine ist. Der Wittlicher Abend war eigentlich kein Konzert, sondern eine philosophische Betrachtung des Lebens. Am deutlichsten trat dies bei einem Intermezzo zutage, das gar nicht auf dem Programm stand. Stockhausen musizierte auf einem kleinen, unscheinbaren Handbecken aus Nepal, das er immer wieder mit einem Schläger in Schwingung versetzte. Das Ergebnis war eine unglaubliche Pracht an Obertönen, die man nur noch mit dem Farbenspiel vergleichen kann, wenn sich Licht in einem Diamanten bricht. Stockhausen verschaffte dem Publikum einen kleinen Einblick in den Begriff der Unendlichkeit. Ein Abend, wie man ihn nur selten erleben kann. hpl/mar

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