Theater, das (sich) bewegt - "Stadtparcour" durch Trier

Trier · Trier (DT) Beim "Stadtparcours" am Samstag in der Trierer Innenstadt hat sich eindrücklich gezeigt, wie eine andere Wahrnehmung von Theater mit sozialpolitischem Hintergrund funktionieren kann. Ein kulturinteressiertes, älteres Ehepaar aus Trier will sich eigentlich Karten für die Opernpremiere am Samstagabend kaufen und gerät im Trierer Theaterfoyer zufällig in die Gruppe des "Stadtparcours des Wünschenswerten".

 An der Station „Global Lokal“ spielen Teilnehmer das „Weltverteilungsspiel“. Foto: Veranstalter/ Philipp Kirsch

An der Station „Global Lokal“ spielen Teilnehmer das „Weltverteilungsspiel“. Foto: Veranstalter/ Philipp Kirsch

Foto: PHILIPP KIRSCH (g_kultur

Es entschließt sich spontan, diesen Rundgang zu acht Stationen in der Trierer Innenstadt mitzumachen. Und - um es vorwegzunehmen - sie sollten es nicht bereuen. Die Berliner Künstler Johannes Wenzel und Matthias Naumann von der Gruppe "Futur II Konjunktiv" realisieren hier im Rhamen des studentischen Theaterfestivals "Grafiti" eine ungewöhnliche Theaterform ohne Beschränkung auf einen Raum und mit der Freiheit für die Teilnehmer, sich ihren Parcours selbst zusammenzustellen und nicht an einen festen Zeitrahmen gebunden zu sein. Das ist spannend und neu und eröffnet ungewöhnliche Perspektiven auch auf die sich präsentierenden sozialen Initiativen. Dabei sind etablierte Gruppen wie die Lokale Agenda 21 mit ihrem Weltverteilungsspiel, die AG Frieden um den bekannten pazifistischen Aktivisten Markus Pflüger oder die katholische Kirche mit ihren Sozialen Friedensdiensten im Ausland. Aber auch die Gruppe No Class Action, die sich mit postkapitalistischen Gesellschaftsformen beschäftigt, oder African Aid, im Karl-Marx-Haus eindrucksvoll präsentiert von Norman Stehr (der sonst im Musical-Ensemble des Theaters glänzt). Dabei spielt auch der Aspekt des "Wünschenswerten" eine Rolle, die Frage hierbei lautet: Was von alledem ist "echt" und was "fiktiv"? Die Diskussionen sind angeregt - im multikulturellen Zentrum an der Balduinstraße präsentieren Geflüchtete ihren Vergleich der Lebens-Realitäten - es gibt Filme, die zum Nachdenken anregen, Gespräche, Spiele und Mitmach-Aktionen wie beim Gärtnern am Hochbeet im Theatergarten. Das Paar, das eigentlich Mozarts "Idomeneo" schauen wollte, ist jedenfalls begeistert von seinem ganz persönlichen Unterbrechungsmoment: "Es war total gut und spannend!"
Der nächste Stadtparcours findet am Samstag, den 10. Juni statt. Treffpunkt ist um 13 Uhr im Theaterfoyer (17 Uhr Abschlussgespräch ebendort). Einritt 10 Euro/erm. 7 Euro.

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