Tiefgründig und besinnlich

TRIER. Schon seit einigen Jahren gibt es zum Advent im Trierer Dom musikalische Andachten. Den diesjährigen Auftakt gestalteten die Kinder- und Jugendkantorei und der Trierer Domorganist Josef Still.

Die Adventszeit ist kirchlich gesehen eine ruhige Zeit, was sich auch in der Kirchenmusik ausdrücken sollte. Gleichzeitig aber ist insbesondere der erste Adventsonntag auch ein Festtag, denn an ihm beginnt das neue Kirchenjahr. Schon seit einigen Jahren hat sich im Trierer Dom eine musikalische Andachtsreihe etabliert, die unter dem Titel "Musik & Wort" zur Besinnung einlädt. Auch ohne großartige Werbung zieht sie viele Menschen an. So war auch bei der ersten Andacht der diesjährigen Adventzeit der Dom voll besetzt. Domorganist Josef Still eröffnete die Feier mit Johann Sebastian Bachs Fantasie und Fuge in g-Moll, ein Werk, das wie kaum ein anderes außergewöhnlich gut zum Anlass passte. Der mächtige volle Klang dokumentierte die Feststimmung zum Jahresanfang, die majestätische Tonart passte zur Hinführung auf das anstehende Weihnachtsfest. Der Ernst der Komposition aber dokumentierte, dass es bei aller Freude und Feierlichkeit nicht um eine ausgelassene Heiterkeit gehen sollte. Entsprechend erhaben füllte das BWV 542 den großen Raum des Gotteshauses. Insgesamt war die Andacht mit viel Besinnlichkeit und tiefgründiger Theologie eine offensichtlich gerne in Anspruch genommene Alternative zum geschäftigen Gedränge auf dem Weihnachtsmarkt vor der Trierer Mutterkirche.Alter Baum mit jungem Grün

Neben der Orgelmusik, die auch noch aus Bachs beliebtem Choralvorspiel "Wachet auf, ruft uns die Stimme", BWV 645, und der Fuge in h-Moll, BWV 579, bestand, und den von Domvikar Stephan Wahl ausgesuchten und von Katja Bruch vorgetragenen Texte waren die Beiträge der Kinder- und Jugendkantorei am Trierer Dom unter der Leitung von Domkantor Thomas Kiefer die tragende Säule. Als sich vor einigen Jahren diese Kantorei gründete, war im TV zu lesen, die Kirche sei wie ein alter Baum, dessen Aussehen sich durch immer wieder hervor treibendes junges Grün verändert. Inzwischen hat sich dieser neue Trieb offensichtlich zu einem tragfähigen Ast entwickelt, der zu einer wichtigen Stütze der Dommusik geworden ist. Mit insgesamt fünf Kompositionen gestalteten die Kinder und Jugendlichen die Feier mit, angefangen von Janke Hilleruds "Veni Emmanuel" und Felix Mendelssohn Bartholdys "Veni Domine" über ein Salve Regina und dem Adventlied "Maria durch ein Dornwald ging" im Satz von Wolfram Buchenberg bis hin zu Otto Olssons "Advent", Opus 33. Was die jüngsten Musiker am Dom zu bieten hatten, war aller Ehre und Anerkennung wert. Klare, leuchtende Stimmen schwangen sich zum Gewölbe empor, intonatorisch über weite Strecken sehr sauber, mit ausdrucksstarker Dynamik, präzise dem Dirigat des Domkantors folgend. Die offensichtliche Begeisterung, mit der dieses Ensemble bei der Sache war, zeigte einmal mehr, welch wertvolle Arbeit in dieser Kantorei geleistet wird.

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