Töne wie Perlen

TRIER. (gkl) Zum Auftakt der neuen Saison gastierte der Grazer Pianist Franz Vorraber im Dom- und Diözesanmuseum Trier. Vorwiegend mit Transkriptionen gestaltete er einen "Wiener Abend".

Insgesamt fünf Mal lädt der Verein "Freunde künstlerischer Museumsveranstaltungen Trier" bis zum März des nächsten Jahres in das Bischöfliche Dom- und Diözesammuseum. Instrumentaler Mittelpunkt bei diesen Konzerten ist immer der Flügel. Wolfgang Manz, künstlerischer Leiter der Konzertreihe, hat den Abenden durch vorgegebene Themen auch einen jeweils unverwechselbaren Charakter verliehen. Im ersten Konzert war der aus Graz stammende Pianist Franz Vorraber zu Gast. Er sollte einen "Wiener Abend" gestalten, der in erster Linie aus Transkriptionen bestand. Die Erwartungen, die man an den Abend knüpfen konnte, waren denkbar hoch. Leider war es nur eine kleine Schar von Zuhörern, die sich eingefunden hatte. Bei einem Wiener Abend spielt der Walzer eine zentrale Rolle. So eröffnete Vorraber mit fünf dieser Tänze aus dem Opus 127 von Franz Schubert. Von der ersten Note an bis zum virtuosen Schluss der "Schönen blauen Donau" von Johann Strauß in einer Bearbeitung von Adolf Schulz-Evler zeigte der noch sehr jung wirkende Solist, dass hier tatsächlich nicht "irgendein" Pianist in die Tasten griff. Vorraber zelebriert die Musik, genießt offensichtlich selber, was er dem Flügel entlockt. Er leidet mit, er freut sich mit, wenn er Rachmaninoffs Bearbeitung von Fritz Kreislers "Liebesleid" und "Liebesfreud" interpretiert. In der "Soireé de Vienne" Nr. 6 + 7 von Franz Liszt reiht er die Töne wie Perlen auf einer Schnur auf. Wer unter der unbändigen Lockenpracht das Gesicht des Pianisten erkennen kann, sieht, dass er offensichtlich selbst ob der Schönheit jeder einzelnen Perle erstaunt ist. Vorraber ist zweifellos ein Ausnahmepianist, wie man ihn nicht alle Tage erleben kann, der ein deutlich größeres Forum verdient gehabt hätte. Diejenigen, die da waren, konnten genießen und entdecken. Das nächste Museumskonzert findet am 19. Dezember statt. Drei Preisträger von "Jugend musiziert" werden Balladen für Klavier interpretieren.

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