Tragik, Komik und sehr viel Ver-rücktes

Trier · Die zweite Hälfte der Trierer Spielzeit beginnt mit einem Spätwerk William Shakespeares: "Das Wintermärchen". Regie führt der 1980 in Hamburg geborene Marco tor man.

 Regisseur Marco {Scaron}torman will seinem Publikum keinen Bären aufbinden – ob er aber einen über die Bühne jagt, zeigt sich am Freitag. Foto: privat

Regisseur Marco {Scaron}torman will seinem Publikum keinen Bären aufbinden – ob er aber einen über die Bühne jagt, zeigt sich am Freitag. Foto: privat

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Trier. Keine Spielzeit ohne Shakespeare. Das hat sich auch Karl Sibelius für seine erste Saison an der Mosel vorgenommen. Und sich ein Stück des Briten herausgepickt, das in Trier seit Jahrzehnten nicht - wenn überhaupt schon einmal - zu sehen war: "Das Wintermärchen".

"The Winter's Tale", 1611 uraufgeführt, ist eine der letzten Schöpfungen des Autors und wird gemeinhin als "Romanze" bezeichnet - also weder Komödie noch Tragödie, obwohl es von beiden Elementen reichlich enthält. Zudem stellt der Autor die Wirklichkeit auf eine harte Bewährungsprobe, wenn er eine Tote (oder doch nur tot Geglaubte?) nach 16 Jahren wieder zum Leben erweckt.
"Brodelnde Gefühlswelten, abgrundtiefe Tragik, zauberhafte Poesie und bodenständige Komik in eine Handlung voller märchenhafter Wendungen verwoben. Darauf kann sich das Publikum freuen", verspricht das Theater auf seiner Homepage.

Leontes, König von Sizilien, glaubt, seine Frau Hermione habe ihn mit seinem Jugendfreund Polixenes, dem König von Böhmen, betrogen. In krankhafter Eifersucht will er beide umbringen. Polixenes kann rechtzeitig fliehen, Hermione wird vor Gericht gestellt. Dort sinkt sie zu Boden - offenbar tot. Perdita, ihre Tochter, wird in Böhmen ausgesetzt und von Schäfern aufgezogen. Sechzehn Jahre später treffen Vater und die verloren geglaubte Tochter bei einem Schafschurfest wieder zusammen. Und Hermione wird auch wieder lebendig ...

Was nach simplem Happy End klingt, stellt den Regisseur vor einige Hürden. Wie etwa erweckt man eine vor sechzehn Jahre gestorbene Königin wieder zum Leben? Wie findet man die Balance zwischen Tragik und Komik und macht das Märchenhafte glaubwürdig? Soll man es überhaupt glaubwürdig machen? Und schließlich ist da noch Shakespeares berühmteste Regieanweisung, derzufolge einer der Charaktere von einem leibhaftigen Bären von der Bühne gejagt wird.
All diese Fragen wird in Trier Regisseur Marco torman beantworten. Der gebürtige Hamburger hat Regie an der Otto-Falckenberg-Schule in München studiert und anschließend an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz und an den Münchner Kammerspielen bei Jossi Wieler, Andreas Kriegenburg, Stephan Kimmig und Christoph Schlingensief gearbeitet.

2004 wurde seine Arbeit von Neil LaButes "Das Maß der Dinge" von der Zeitschrift Theater heute zur Nachwuchsinszenierung des Jahres nominiert. Seit 2007 arbeitet Marco torman als freier Regisseur unter anderem in Wien, Stuttgart, Oberhausen und Hannover. red
Premiere ist am Freitag, 12. Februar, 19.30 Uhr, im Großen Haus. Weitere Vorstellungen am 17., 21., 28. Februar, 9. März, 16. und 29. April. Karten: 0651/718-1818, www.teatrier.de

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