Unterm Strich - Die Kulturwoche

Zwei Schriftsteller haben diese Kulturwoche geprägt. Ausgezeichnet wurde am Mittwoch einer, der laut Jury durch seine "Kunst der Erinnerung die unbegreiflichsten menschlichen Schicksale wachgerufen" hat.

Der Franzose Patrick Modiano (69) hat in Stockholm den Literaturnobelpreis entgegengenommen. Seine Themen - Krieg, Liebe und die Zeit der deutschen Besatzung in Frankreich - sind nicht weit entfernt von dem, was Ralph Giordano sein Leben lang beschäftigt hat. Der große Mahner und Kämpfer gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus, der als Sohn einer Jüdin knapp dem Holocaust entkommen war, starb am Mittwoch mit 91 Jahren in Köln. Giordano war einer, der sich eingemischt hat, zuletzt warnte er immer häufiger vor dem fundamentalistischen Islam, den er als Gefahr für die Demokratie sah. Überzogen und zu hart sei seine Kritik, wurde Giordano hin und wieder vorgeworfen. Nicht verwunderlich bei solch\' einem Credo: "Ob Christ oder Moslem, links oder rechts, Gläubiger oder Atheist, wer die Demokratie beschädigt, der kriegt es mit mir zu tun", sagte er zu seinem 90. Geburtstag. Seine Stimme wird fehlen. Kein Abschied für immer war es dagegen bei Schauspiel-Legende Mario Adorf. Der ist nach zehn Jahren Abstinenz wieder zurück auf der Theaterbühne - und das mit 84 Jahren. Am Berliner Renaissance Theater, wo er sich damals verabschiedet hatte, gab Adorf am Montag sein Comeback. Ab sofort tourt er mit seinem Solo-Abend "Schauen Sie mal böse!" durch die Republik. Dabei schwelgt er in Erinnerungen - an sein Schauspieldebüt vor 60 Jahren, an seine schönsten Rollen, an legendäre Kollegen wie Hans Albers und Heinz Rühmann. Wer\'s auf der Bühne nicht sehen kann, braucht sich nur etwas zu gedulden: Adorf arbeitet parallel an einem Erinnerungsbuch. Was dem Publikum bei der Lesung nicht gefällt, wird gleich aus dem Manuskript gestrichen. Clever, Herr Adorf! Erinnerungen kamen sicher auch bei vielen Mittdreißigern hoch, als sie von diesem Gerücht gehört haben: Die in den 90ern erfolgreiche Boyband Caught in the Act kehrt vielleicht auf die Bühne zurück. Zumindest hätten das zwei von vier Bandmitgliedern ganz gern, wie sie verraten haben. Warum nicht, Jungs? Take That, Backstreet Boys, New Kids on the Block - die haben alle vorgemacht, dass die Mädels sie auch als verheiratete Väter mit Bauchansatz noch anhimmeln. cweb/dpa

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