Verwoben in Schicksalsfäden

Poetisch, magisch und voller atemberaubender Bilder gestaltete sich die Eröffnung des Trierer Sommertreffs vor der Porta Nigra. Dort entführte das Theater Feuervogel mit Tanz, Akrobatik, fantasievollen Kostümen und farbenprächtiger Lichtregie hunderte von Zuschauern in eine Traumwelt.

Trier. Stadtpatron Petrus hat ein Einsehen und schiebt die Regenwolken über Trier an diesem Abend zur Seite. Vielleicht, weil das Spektakel zur Eröffnung des Trierer Sommertreffs 2007 mit überirdisch anmutender Mystik sein Gefallen findet. Schon die sphärische Kulisse aus Segeln, einem Spinnennetz und einer Sonne vor den Mauern der Porta Nigra lässt die Fantasie der Zuschauer schweifen, die sich zum Teil eine Stunde vor Beginn mit Kind und Kegel Plätze auf dem Vorplatz gesichert haben. Viele sind in Erinnerung an die Show des Theaters Feuervogel auf der Landesgartenschau gekommen und werden auch diesmal mit fantastischen Eindrücken belohnt. Eine geheimnisvoll beleuchtete Göttin hoch oben in einem der Bogenfenster der Porta Nigra führt mit poetischen Sätzen wie: "Unsere Seele sehnt sich nach dem Wechsel der Gezeiten" in eine magische Bilderfolge ein. Vor flackernden Feuern öffnet ein rot schillernder Feuervogel grazil seine Flügel, um ihn wirbelt der grüne Neidvogel. Bedrohlich bahnt sich ein plumper Drache den Weg zu Trommeln, die er dumpf erklingen lässt. Eine anmutige weiße Möwe schwingt sich an einem Tuchband hoch in die Lüfte, in Glück und Freiheit. Die allegorischen Figuren sind Sinnbilder der Herausforderungen, die menschliches Schicksal ständigem Wandel unterwerfen. Und sie tanzen die Sehnsucht nach Ausgleich und Balance, die Gratwanderung zwischen Schwarz und Weiß. Da gibt es Liebe und Kampf, da verstricken sich die Schicksalsfäden im Netz der schwarzen Spinne, bis zum Schluss Harmonie und Glück regieren. Seine rauschenden Bilder malt das Ensemble des Theaters Feuervogel unter Regie von Jens Meyer mit einer Vielzahl von Farben. Das sind fantasievolle Masken und Kostüme, Musik, effektvolle Lichtregie und viel Pyrotechnik, vor allem aber vollendeter körperlicher Ausdruck. Graziler Tanz begeistert ebenso wie anmutige oder waghalsige Akrobatik. Besonders letztere entlockt den Zuschauern häufig "Aahs" und "Oohs", vor allem die Kleinsten halten manchmal gespannt die Luft an. So zum Beispiel, wenn sich die Spinne auf Stelzen von der Porta abseilt oder Feuervogel, Möwe, Licht und Schatten in Schwindel erregender Höhe an Trapez und Bungeeseilen schwingen. Nach einem bunten Finale mit Feuerwerk nehmen die Besucher Begeisterung über die wunderschönen Bilder und eine kleine Portion Moral mit auf den Weg nach Hause: "Seid nicht übermütig in eurem Glück, so lange es einen unter euch gibt, der leidet."

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